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Sammlung zur Repression – Zugang als demokratisches Recht
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weise des Staatssicherheitsdienstes zu unterrichten und hierbei die externe For-
schung zu unterstützen.
Dies geschieht durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zu grund-
sätzlichen Aspekten des MfS, Handbücher, Dauer- und Wanderausstellungen,
Veranstaltungen, durch Bereitstellung von Materialien für die politische Bildung
an Schulen sowie zunehmend auch über das Internet, seit 2015 gibt es eine
Mediathek, die ständig erweitert wird.
Aktuelle laufende Forschungsvorhaben sind neben der Bestandsforschung
etwa die Edition der zentralen Berichte des MfS an die Parteiführung (ZAIG) sowie
die Mitarbeit am Projekt zur Provenienz-Forschung von Kulturgütern in der SBZ
und DDR (vgl. BStU 2019, 11–12; BStU 2001, 46–47).
5 Rechtsfragen der Nutzung
a) Differenzierung der Zugangsrechte nach Personenkategorien
Schwierige Rechtsfragen ergeben sich im Einzelfall bei der für die Herausgabe-
modalitäten entscheidenden Kategorisierung von Unterlagen, wenn sich aus der
Aktenüberlieferung nicht eindeutig feststellen lässt, ob es sich um Unterlagen zu
einem IM handelt oder nicht, etwa wenn weder eine Verpflichtungserklärung
noch IM-Berichte vorliegen. Entscheidend ist, ob sich die betreffende Person wis-
sentlich und willentlich zur Informationsweitergabe bereit erklärt hat. Lässt sich
dies bei lückenhafter Überlieferung nicht mit hinreichender Sicherheit aus den
Unterlagen belegen, scheidet eine Herausgabe ohne Einwilligung aus.12
Die mit der im Zuge des Herausgabeverfahrens vorzunehmende Differenzie-
rung der Unterlagen nach Personenkategorien verbundene Einschränkung des aus
Art. 2, Abs. 1 i. V. m. Art. 1, Abs. 1 des Grundgesetzes abgeleiteten Rechts auf infor-
mationelle Selbstbestimmung für ehemalige Mitarbeiter des MfS (festgelegt in Art.
2, Abs. 1 und Art. 1, Abs. 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutsch-
land), ist grundsätzlich durch das überwiegende Aufarbeitungsinteresse gerecht-
fertigt. Die Persönlichkeitsrechte der in den Unterlagen genannten ehemaligen
IM dürften zwar zu Lebzeiten der betreffenden Personen mit zunehmendem Zeit-
12 Als politisch und juristisch besonders problematisch erwiesen sich die 2003 aus den USA
zurückgeführten sog. Rosenholz-Dateien. Sie enthielten die mikroverfilmten Karteikarten und
weitere Teilinformationen zur Auslandsspionage. Angesichts des Fehlens der vernichteten Akten
reichten die vorhandenen Indizien in zahlreichen Fällen nicht aus, eine MfS-Mitarbeit im Sinne
von § 6 Abs. 4 Nr. 2 StUG anhand der Unterlagen schlüssig zu belegen und die Informationen
ohne Einwilligung herauszugeben.
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik