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76 | Gerhard Botz, Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr
anderen KZ, Daten über Entschädigungsleistungen und Daten zum Interview und
dergleichen.
Mit den Daten der Erhebungsbögen, die möglichst zusammen mit den Interview-
ten ausgefüllt werden sollten, wurde die ähnlich aufgebaute Datenbank gespeist.53
Die Daten wurden, wie in der quantifizierenden Geschichtsforschung üblich,54 meist
möglichst quellennah eingegeben, das heißt nicht bzw. nur in seltenen Fällen verein-
heitlicht oder korrigiert. Die so geschaffene Datenbank beginnt mit Feldern zu aktu-
ellen Personendaten bzw. Informationen zum Interview (Name und Adresse des/der
Interviewten, Geschlecht, Geburtsort und Datum etc.; Datum und Ort des Interviews,
Name der interviewenden Person, Sprache des Interviews, Dauer, Video vorhanden,
Fotos etc.). Dem folgen Informationen zur Adresse vor der Verhaftung, zu Rahmen-
daten der NS-Verfolgung und KZ-Haft (Ort und Datum der Verhaftung/Deportation/
Gefangennahme, gesamte NS-Haftzeit, Gründe für die NS-Verfolgung, Angaben zu
Nebenlagern, Haft in weiteren Konzentrationslagern, Häftlingswinkel etc.). Weiters
wurden Informationen über die Teilnahme an sogenannten «Todesmärschen», über
Ort und Datum der Befreiung sowie zu einer möglichen NS-Inhaftierung von weiteren
Familienmitgliedern erfragt.
Der Fragebogen beinhaltete auch die Frage, ob an einem Häftling «pseudowissen-
schaftliche Experimente» durchgeführt worden waren. Darin steckte von Anfang an
eine der älteren Erinnerungs- und Darstellungsliteratur, insbesondere Eugen Kogon55
verpflichtete Sichtweise, die im Rahmen der konzeptionellen Vorbereitungen des
MSDP nicht befriedigend gelöst werden konnte.
Im Abschnitt «Identitäten» wurden Angaben zu Schulbildung, Ausbildung, Beruf,
Religion und Widerstandstätigkeit zusammengefasst. Dem folgen Daten zum Le-
ben nach der NS-Verfolgung (Rückkehr in die Vorkriegsheimat, Emigration, Zeuge/
Zeugin bei NS-Nachkriegsprozessen, neuerliche Repression nach 1945 etc.). Weiters
53 Siehe den Erhebungsbogen («Questionnaire») im Anhang.
54 Gerhard Botz : Was gewinnt die Geschichtsforschung durch die Quantifizierung ? Versuch einer Bestands-
aufnahme und Bewertung internationaler Strömungen der quantifizierenden Geschichte, in : Herta Nagl-
Docekal/Franz Wimmer (Hg.), Neue Ansätze in der Geschichtswissenschaft, Wien 1984, S. 48–70, hier
57.
55 Eugen Kogon : Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, München 1946 ; ähnlich
auch den Zusammenhang mit der deutschen Medizinforschung ausblendend : Alexander Mitscherlich/
Fred Mielke (Hg.) : Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses, Frankfurt
a. M. 2004 [1949]. Siehe dagegen Gerhard Botz : Diskussion [Euthanasie und «Pseudowissenschaft» zu
Wolfgang Neugebauer : Psychiatrie in Österreich 1938–1945. «Euthanasie» und Sterilisierung], in : Erika
Weinzierl/Karl R. Stadler (Hg.), Justiz und Zeitgeschichte. Symposion Schutz der Persönlichkeitsrechte
am Beispiel der Behandlung von Geisteskranken 1780–1982. Wien, 22.
und 23.
Oktober 1982, Wien 1983
(Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft), S. 511–513, so-
wie Carola Sachse (Hg.) : Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an
Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines Symposiums, Göttingen 2005 (Geschichte der Kaiser-
Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, 6).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen