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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
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223Das Konzentrationslager Mauthausen-Gusen 1938–1945 | Errichtung des Zweiglagers Gusen Bereits seit Dezember 1939 kommandierte die Lager-SS in das nur zweieinhalb Kilo- meter vom KZ Mauthausen entfernte Gusen Häftlinge, die in unmittelbarer Nähe der Steinbrüche Gusen und Kastenhof ein Häftlingslager zu errichten hatten.48 Entspre- chend der Planungen wurde mit der Errichtung des Konzentrationslagers Gusen der konzentrationäre Haftraum in der «Ostmark» mehr als verdoppelt. Bis zur offiziellen Einrichtung des Lagers Gusen am 25.  Mai 1940 bauten die Häftlinge auf zuvor un- ebenem Gelände ein Lager mit insgesamt 32  Unterkunftsbaracken.49 Der Inspekteur der Konzentrationslager legte in einem Schreiben an den Lagerkommandanten des KZ Mauthausen vom 12.  Februar 1940 die Truppenstärke für die Lager Mauthausen und Gusen fest. Für die Bewachung von Mauthausen waren demzufolge 460  Mann, für Gusen 600  Mann vorgesehen.50 Entsprechend dem bis 1944 gültigen Schlüssel von einem Bewacher auf zehn KZ-Häftlinge sollte das neue Konzentrationslager mit hoch- gerechnet 6000 erheblich mehr Häftlinge als das Stammlager Mauthausen aufnehmen können. In seiner projektierten Dimension war das Lager Gusen  – noch vor der Etablierung des Außenlagersystems ab Juni 1941  – eher als eigenständiges Konzentrationslager konzipiert denn als Außenlager. Dennoch blieb Gusen administrativ und personell eng an das KZ Mauthausen gebunden. Personal und auch weite Teile der Administration blieben der Kommandantur von Mauthausen unterstellt. So war der Lagerführer des KZ Gusen zwar mit weitreichenden Machtbefugnissen ausgestattet  – der Lagerführer Chmielewski wurde als «ungekrönter König» von Gusen bezeichnet51  –, unterstand aber dem Kommando von Ziereis. Auch die Häftlinge wurden dem KZ Gusen, abge- sehen von einigen direkten Transporten in der Frühzeit des Lagers, in überwiegender Mehrzahl vom Stammlager Mauthausen aus zugewiesen. Dabei führte das Lager Gusen bis zum 23.  Jänner 1944 eine eigene Häftlingsregistratur, die den zuvor in Mauthausen registrierten Häftlingen wiederum Nummern aus einer eigenen Nummernserie zuwies. So erhielten beispielsweise Häftlinge, die zwischen den beiden Lagern hin und her über- 48 Bericht Otto Wahl zum Lagerbau, AMM, A/6/4, S. 17 f.; Erwin Gostner : 1000 Tage im KZ. Ein Erlebnis- bericht aus den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen, Innsbruck 1945, S. 140 f. 49 Bereits einen Monat zuvor waren Häftlinge der bei Lageraufbau und Steinbrüchen eingesetzten Arbeits- kommandos in den bereits fertiggestellten Baracken 7 und 8 untergebracht worden. Stanisław Dobosie- wicz : Vernichtungslager Gusen, Wien 2007 (Mauthausen-Studien, 5), S. 26–28 ; Standliste der Unter- kunft Gusen, 25. 5. 1940, AMM, B/12/9a. 50 Schreiben des Inspekteurs der KL an den Kommandanten des KLM vom 12. 2. 1940, AMM, P/6/9. 51 Karin Orth : Gab es eine Lagergesellschaft ? «Kriminelle» und politische Häftlinge im Konzentrationsla- ger, in : Norbert Frei et  al. (Hg.), Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalso- zialistischen Lagerpolitik, München 2000 (Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, 4), S. 109–133, hier 119. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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