Seite - 22 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Bild der Seite - 22 -
Text der Seite - 22 -
22 | Alexander Prenninger, Regina Fritz, Gerhard Botz, Melanie Dejnega und Heinrich Berger
bzw. Kollaborationsregime in einem spezifischen Land oder einer spezifischen Region
in unsere Forschungsarbeit ein und bereicherten so die Breite und Vielschichtigkeit
der Darstellung.
Welche Art von «Wegen» die Autorinnen und Autoren in ihren hier gedruckten
Beiträgen abbildeten, blieb ihnen überlassen, und so findet sich in diesem Band eine
Vielfalt von Auffassungen davon, was als «Weg» nach Mauthausen verstanden werden
kann : Manche widmen sich einer strukturgeschichtlichen Betrachtungsweise und da-
mit den geografischen Pfaden der Deportierten mit den jeweiligen Zwischenstationen.
Andere thematisieren vor allem die politischen Entwicklungen in den einzelnen Län-
dern und verknüpften diese mit den Inhalten der lebensgeschichtlichen Interviews, so
etwa die Beiträge von Božo Repe über Slowenien und Barabara Wiesinger über Serbien.
Wieder ein anderer Zugang fokussiert auf die biografischen «Wege» nach Mauthausen
und ihre Darstellung im Rahmen der Interviews. Dieser Zugang findet sich in den Bei-
trägen von Alexander von Plato über Deutschland, Melanie Dejnega über Österreich
und Piotr Filipkowski über Polen. Allen in diesem Band versammelten Beiträgen ist
gemeinsam, dass die Analysen in erster Linie auf den Interviews aus dem Mauthausen
Survivors Documentation Project basieren und der Quellenkorpus, der für einen Bei-
trag verwendet wurde, durch die Sprachkenntnisse der Autoren und Autorinnen und
die meist an nationalen Gruppen von Häftlingen orientierte Gesamtkonzeption des
Bandes bestimmt war.
Eine Ausnahme bilden die Beiträge von Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr
über Frauen auf dem Weg nach Mauthausen und von Kobi Kabalek über Juden und
Jüdinnen. Beide Beiträge sind thematisch so angelegt, dass sie eine Geschichte solcher
Überlebenden untersuchen, deren Betrachtung sich nicht primär an nationalen Grenz-
ziehungen, sondern an grenzüberschreitenden sozialen Gruppen orientiert.
Weitere Beiträge mit einem nationsübergreifenden Ansatz, etwa zu child survivors
oder Roma und Sinti, konnten für diesen Band nicht realisiert werden. Diese Lücke
wird partiell durch andere Beiträge ausgeglichen. Denn viele der «normalen» Häftlinge,
insbesondere jene der Jahre 1944/45, gehörten von vornherein zur jüngsten Häftlings-
gruppe. Viele von ihnen lebten daher noch, als die MSDP-Interviews Anfang der 2000er
Jahre aufgezeichnet wurden. Kinder und Jugendliche waren daher implizit besonders
stark unter den vom MSDP interviewten Überlebenden vertreten. Viele Jugendliche
befanden sich etwa unter den spanischen Häftlingen, in den Warschauer Transporten
und unter den jüdischen Häftlingen. Die Gruppe der im MSDP interviewten Roma
und Sinti ist mit drei Personen sehr klein. Das Schicksal des österreichischen Roma
Michael Horvath wird im Beitrag von Melanie Dejnega thematisiert und jenes des ost-
preußischen Sinto Reinhard Florian in jenem von Alexander von Plato. Eine genauere
Untersuchung dieser Gruppen bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten.
Die Zusammenschau der in diesem Band versammelten Beiträge zeigt erstens, dass
sich die Wege nach Mauthausen, der Zeitpunkt der Ankunft und die vorkonzentratio-
nären Erfahrungen der Inhaftierten – sei es in biografischer oder strukturgeschicht-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurück zum
Buch Deportiert nach Mauthausen, Band 2"
Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen