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Alexander von Plato
Wege deutscher Häftlinge in das KZ Mauthausen
Vorbemerkung : Mühen der Befragung
Es war nicht immer einfach, frühere deutsche Überlebende des KZ Mauthausen dazu
zu bewegen, vor der Kamera oder dem Mikrofon ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Manchmal war es auch schwer, sie überhaupt zu finden : In den Akten der KZ-Gedenk-
stätte Mauthausen waren vor allem die «Politischen» und die rassistisch Verfolgten
aufgeführt. Es waren auch Deutsche aufgelistet, die aus anderen Gründen inhaftiert
worden waren, wenn auch in geringerer Anzahl, wie zum Beispiel «Asoziale», «Krimi-
nelle» und Homosexuelle. Also machten wir uns im Rahmen des Mauthausen Survi-
vors Documentation Project (MSDP) daran, über die Gedenkstätte hinaus auf andere
Weise Namen und Adressen noch lebender früherer Insassen des KZ Mauthausen zu
finden : über die Shoah Foundation in Los Angeles, aus anderen Forschungsprojekten,
über die Generalstaatsanwaltschaft Ludwigsburg, über einige Zeitungsannoncen, über
ein Rundfunkinterview und mit der Hilfe von bereits interviewten «Mauthausenern».
Schließlich haben wir ca. 150 Namen gefunden, von denen wir annehmen konnten,
dass sie noch lebten. Weitere Recherchen ergaben jedoch, dass mehr als zwei Drittel
doch schon verstorben waren, von dem anderen Drittel fühlten sich nur 17 in der Lage
und waren willens, ein ausführliches lebensgeschichtliches Interview mit sich führen
zu lassen. Interviewt haben wir schließlich – nach zwei kurzfristigen weiteren Absa-
gen
– 15
Personen, darunter zwei Sinti, sechs Jüdinnen bzw. Juden, vier Zeugen Jehovas,
damals Bibelforscher genannt, zwei «Politische», einen «Asozialen». Außerdem konn-
ten einige Gespräche aus anderen Projekten herangezogen werden. Homosexuelle, die
zu einem Interview bereit gewesen wären, haben wir keinen einzigen gefunden.
Der Großteil jener, die sich ohne Wenn und Aber zu Gesprächen bereit erklärt hat-
ten, waren frühere Mauthausen-Häftlinge, die in der Nachkriegszeit nach Deutschland
eingewandert waren. Sie sind heute Deutsche, kamen aber zum Zeitpunkt ihrer Verfol-
gung aus anderen Ländern nach Mauthausen.
Natürlich stellte sich Frage, ob oder inwieweit diese Schwierigkeiten beim Ausfin-
digmachen und Gewinnen von ehemaligen Mauthausen-Häftlingen für ein Interview
etwas mit ihrer Verfolgungs- und der Nachkriegsgeschichte Deutschlands zu tun ha-
ben. Unter anderem darüber können lebensgeschichtliche Interviews Auskunft geben.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Band 2
- Titel
- Deportiert nach Mauthausen
- Band
- 2
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Melanie Dejnega
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 716
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen