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Historische Aufzeichnungen
Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 181 -
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181Die französischen Deportierten von Mauthausen : ungleiche Wege zum gleichen Ziel | noch ist es wesentlich, die Frage der Erinnerungserzählungen, über die indi viduellen Aspekte hinaus, in ihrer Beziehung zur Geschichte zu erörtern und, mehr noch, zu analysieren, wie diese Erinnerung sich herausgebildet hat, wie sie weiterhin funktio- niert und sich entwickelt. Schließlich bietet die KZ-Erfahrung von Mauthausen auch die Gelegenheit, in einem ganz bestimmten Kontext und für diesen besonderen Ge- genstand von neuem die Frage nach den Beziehungen zwischen Gedächtnis und Ge- schichte, zwischen Zeuge und Historiker aufzuwerfen. Auch wenn diese Aspekte be- kanntlich schon seit etlichen Jahren ausführlich behandelt worden sind,6 ist dies doch ein wichtiges Beispiel, um aufs Neue die Frage nach der Erinnerung und der Erzählung zu stellen, ebenso wie die nach ihrer Funktion und ihren Verwendungsweisen im Zu- sammenhang mit einem derartigen Thema. Im Kontext der Frage nach der schriftlichen Fixierung der Lebenserzählungen möchte ich zunächst an einige methodologische Reflexionen anknüpfen, die zu Be- ginn des Projekts aufgeworfen wurden. In Bezug auf die Lebenserzählungen von deren schriftlicher Fixierung zu sprechen, heißt natürlich auch, daran zu erinnern, dass jede Erzählung ein Konstrukt ist und dass der Rekurs auf die Erinnerung, ob sie sich nun mündlich artikuliert oder sich über Vermittlung der Schrift ausdrückt, den gleichen kontextuellen Bedingungen entspricht. Mit anderen Worten : Man kann nicht zu die- sen Lebenserzählungen forschen, wenn man den Äußerungskontext und die Umstände, unter denen sie entstehen, vernachlässigt, selbst wenn sie Normen oder Codes entspre- chen, die sich unabhängig von dem Zeitpunkt, zu dem die Erinnerung aufgezeichnet wurde, zu wiederholen scheinen. Wie die meisten Historiker gezeigt haben, die sich mit den mündlichen Erzählungen von Widerstandskämpfern und Deportierten be- schäftigt haben, nimmt die Deportationserzählung bald eine feste Form an, und trotz der Nuancen weist sie eine gewisse Kontinuität hinsichtlich der Motive auf.7 Diese geht über die «Irrtümer» hinaus, die Rekonstruktionen und Modifikationen, die sich aus den Äußerungskontexten, aus der Entwicklung des Überlebenden selbst (welche soziale und ideologische Position er auch bezieht) und aus den schrittweise erworbe- nen Kenntnissen ergeben. Es ist dieser doppelte Zugang (Kontinuität und Verände- rungen), der die Erzählung, die man zum Zeitpunkt des Interviews erhält, prägt und der vor allem die Punkte oder die narrativen Motive erhellt, die der Zeuge betont (und betonen möchte), unabhängig vom Fragebogen oder von der Erinnerungsstütze, die 6 Siehe hierzu v. a. die Arbeiten von Annette Wieviorka : L’ère du témoin, Paris 1998 ; dies.: Déportation et génocide. Entre la mémoire et l’oubli, Paris 1992 ; sowie Tal Bruttmann et  al. (Hg.) : Qu’est-ce qu’un déporté ? Histoire et mémoires des déportations de la Seconde Guerre Mondiale, Paris 2009. 7 Laurent Douzou : La Résistance française : une histoire périlleuse. Essai d’historiographie, Paris 2005 (L’Histoire en débat) ; Jean-Marie Guillon : Les choix de mémoire, la construction du récit de Résistance, in : Georges Comet et  al. (Hg.), Mémoire individuelle, mémoire collective et histoire, Marseille 2008 (Collection Résiliences), S. 107–118 ; ders.: Regard décentré sur l’histoire de la Résistance en France, in : Laurent Douzou (Hg.), Faire l’histoire de la Résistance, Rennes 2010, S. 117–131 ; ders./Pierre Laborie : Mémoire et Histoire : la Résistance, Toulouse 1995 (Bibliothèque historique Privat). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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