Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Deportiert nach Mauthausen, Band 2
Seite - 400 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 400 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2

Bild der Seite - 400 -

Bild der Seite - 400 - in Deportiert nach Mauthausen, Band 2

Text der Seite - 400 -

400 | Doris Felsen und Viviana Frenkel und auch jenes von Raimondo Ricci bestimmen. Alberto wird nie bereuen, sich spon- tan gestellt zu haben, weil ihm bewusst war, durch seine Anwesenheit zum Überleben von Carlo und Raimondo beigetragen zu haben.64 Von Imperia kamen die beiden nach Savona, in das Marassi-Gefängnis von Genua  – wo es den Brüdern gelang, ihre jüdi- sche Herkunft zu verschleiern  – und schließlich nach Fossoli, wo die Lebensbedingun- gen weniger hart schienen als im Gefängnis von Marassi. Durch die Anwesenheit von Ricci, Maris, Belgiojoso und vieler anderer Intellektuel- ler wurde das Lager zu einer Ideenschmiede und einem Hort politischer Diskussionen. Gemeinsam mit Todros bildeten sie eine neue italienische Intellektuellenschicht, die im Italien der Nachkriegszeit politische Schlüsselpositionen innehatte. «Die Haft war für mich, neben all den anderen traurigen Dingen, die ich erlebt habe, eine politische Schule. Denn im Gefängnis von Imperia hatte ich die ersten Kontakte mit all den Kommunisten geknüpft, die in Menton verhaftet wurden […]. Später in Fossoli, in Fossoli war die Situation so/ es war wichtig, denn dort waren Sozialisten und Kommunisten, die die Parteischule machten, das heißt, in den Freizeitstunden versammelten sie die Jungen und brachten ihnen all das bei, was sie noch nicht gelesen hatten, denn die politischen Bücher waren damals verboten. […] Später in Mauthausen, in Mauthausen wurde mir von Giuliano Pajetta65 nahegebracht/ […] und er hat begonnen, mich und Ricci für den Eintritt in die Kommunistische Partei vorzubereiten.»66 Albertos Persönlichkeit manifestierte sich auf kühne und dezidierte Weise in vielen Geschehnissen im Lager Mauthausen. Er bekleidete die höchste Funktion, die einem Italiener zuteilwurde, und war Sekretär des Baukommandos.67 Die daraus resultieren- den Privilegien konnte er dazu einsetzen, seinen Gefährten im Rahmen des Möglichen zu helfen : «Wenn ich nicht gewesen wäre, wären beide, mein Bruder und Raimondo Ricci, gestorben. Ich hatte sehr großes Glück […]. Mein Schicksal, es hat mich gerettet und auch sie gerettet 64 Auch Raimondo Ricci nennt als einen der Hauptgründe für sein Überleben die Hilfe, die er von seinem Freund Alberto erhielt. 65 Giuliano Pajetta (Turin 1915  – Livorno 1988) war ein antifaschistischer Politiker, der sich am Spanischen Bürgerkrieg beteiligte. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) war er im Partisanen- widerstand aktiv und wurde nach Mauthausen deportiert. Er war ein wichtiges Führungsmitglied der PCI in der Nachkriegszeit, nahm an der Verfassungsvollversammlung teil und war von 1946 bis 1972 Abgeordneter einer der beiden Parlamentskammern. 66 AMM, MSDP, OH/ZP1/016, Interview Todros, Z. 1632–1653. 67 Nach der Befreiung brachte Alberto das Verzeichnis des Baukommandos mit sich nach Italien und stellte es durch die ANED-Sektion von Turin der italienischen Öffentlichkeit zur Verfügung. Nach seinem In- terview überreichte er dem MSDP das Verzeichnis, das sich nun im Museum von Mauthausen befindet. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurück zum  Buch Deportiert nach Mauthausen, Band 2"
Deportiert nach Mauthausen Band 2
Titel
Deportiert nach Mauthausen
Band
2
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Melanie Dejnega
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
716
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Deportiert nach Mauthausen