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i .i. Vom Stummfilm zum Tonfilm i$
Max Steiner hat durch die Operette, die sein Großvater in Wien mit etablieren half,
und später durch die Musicals und Bühnenshows, die er während seiner ersten Karri-
ere komponierte, arrangierte und leitete, sei es in Wien, London oder New York, den
handwerklichen Grundstock gelegt für eine der erstaunlichsten Karrieren in der an inte-
ressanten Biografien wahrlich nicht armen Geschichte Hollywoods.3 Dabei begann seine
zweite Karriere als Filmkomponist relativ spät. Erst mit 42 Jahren kam Steiner in Holly-
wood an, und das zu einer Zeit, in der der Tonfilm noch in den Kinderschuhen steckte.
Davor liefen einige Jahrzehnte, zuerst auf Jahrmärkten, später dann auch in richtigen
Filmtheatern, Stummfilme, die man live mit Musik begleitet hatte. Diese Musikbeglei-
tung sollte zu Beginn wohl vor allem von dem störenden Projektorengeräusch ablenken.
Hanns Eisler zitiert in seiner Abhandlung über Filmmusik Kurt London, der der Musik
diese primär pragmatische Funktion zuschrieb:
„It ... began, not as a result of any artistic urge, but from the dire need of something
which would drown the noise made by the projector. For in those times there were as yet
no sound-absorbent walls between the projection machine and the auditorium. This pain-
ful noise disturbed visual enjoyment to no small extent. Instinctively cinema projectors
had recourse to music, and it was the right way, using an agreeable sound to neutralise
one less agreeable."4
Zudem sollte diese live gespielte Musik dem Publikum helfen, sich an die bewegten Bil-
der zu gewöhnen. Hanns Eisler schrieb dazu:
„Die Musik wurde gleichsam als Gegengift gegen das Bild eingeführt. Da der Film ur-
sprünglich mit Jahrmarkt und Vergnügen ... verbunden war, hat man dem Zuschauer das
Unangenehme ersparen wollen, daß die Abbilder lebendiger, agierender und gar redender
Menschen vorgeführt werden, die doch zugleich stumm sind. Sie leben und leben zugleich
nicht, das ist das Geisterhafte und Musik will weniger ihr fehlendes Leben surrogieren ...
als vielmehr die Angst beschwichtigen, den Schock absorbieren. Musik hat den Gestus des
Kindes, das im Dunkeln vor sich her singt."s
3 Siehe Kap. 2; Lebenslauf von Max Steiner.
4 Zit. in: Theodor W. Adorno und Hanns Eisler: Komposition für den Film,. Suhrkamp Verlag.
Frankfurt am Main, 2006. S. 68.
5 Theodor W. Adorno und Hanns Eisler. Ebd., S. 68.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien