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28 i. Einführung
Eine Möglichkeit, sich mechanischer Hilfen zu bedienen, um wichtige Stellen im
Film musikalisch zu treffen, ohne dabei permanent auf den Klick hören zu müssen, sind
sogenannte streamer. Dabei wird in einer diagonalen Linie die Beschichtung des Filmes
entfernt. Für den Betrachter, also in diesem Fall den Dirigenten, erscheint bei der Pro-
jektion des Films eine weiße Linie, die sich langsam von links nach rechts bewegt. Wenn
sich die Linie dem rechten Bildrand genähert hat, weiß der Dirigent, dass der wichtige
Punkt, den er treffen will, gleich erreicht ist. Immer am Ende einer solchen diagonalen
Linie wird ein kleines Loch direkt in den Film gestanzt. Dann sieht man ein kurzes wei-
ßes Flackern, punch genannt. Manchmal arbeiten Komponisten nur mit diesen punches,
um einfach sicherzugehen, dass sie sich noch im richtigen Timing bewegen. Die Kom-
ponisten schreiben dann in die Noten ein + als Zeichen für einen solchen punch. Wenn
der Dirigent die Stelle schon vor diesem passiert hat, weiß er, dass er das Tempo etwas
zurücknehmen muss bzw. etwas anziehen muss, wenn dieser punch früher kommt.
Auch bei heutigen Produktionen, die es sich noch leisten können, die Filmmusik
mit einem richtigen Orchester einzuspielen, stellt sich von Fall zu Fall die Frage, mit
oder ohne Klick zu arbeiten. Heutzutage gibt es mehrere Verfahrensweisen. Man nimmt
zum Beispiel einen Orchesterteil (z. B. die Streicher) mit Klick auf und lässt die anderen
Gruppen ohne Klick darüberspielen. Manche Komponisten proben mit Klick und lassen
diesen dann bei der Aufnahme erst einmal weg. So tat dies zum Beispiel James Horner
bei den Aufnahmen der Musik für Star Trek II (1984).
„That cue was almost 9 minutes long, and that's getting to the limit of what an orchestra
can do in perfect Performances. What I usually do is freetime the cue and if get a perfect
Performance right away so much the better. But if we Start to have mistakes I will then use
the click, a built click .. ."3°
Mit built click meint Horner eine programmierte Klickspur. Am Computer ist es heutzu-
tage kein Problem mehr, einen Klick aufzunehmen, der sämtliche Tempo- und Metrum-
wechsel ausführt.
Wenn man sich entschließt, ganz ohne Klick zu spielen, dann brauchen Dirigent und
Orchester das Bild als Referenz. Moderne Studios haben spezielle Notenpulte mit Vi-
deomonitoren für die Musiker. Dieses Verfahren ist mit Abstand das schwierigste und
zeitaufwendigste.
30 Zit. in: Norbert Jürgen Schneider: Komponieren für Film und Fernsehen. Schott Musik Internatio-
nal. Mainz, 1997. S. 162.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien