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jö i. Das Leben von Max Steiner
Quadrillen, 40 Märsche und 159 Walzer. Von Bühnenwerken hatte er aber bislang Ab-
stand genommen. Maximilian Steiner war es, der ihn überzeugen konnte, für die Bühne
zu schreiben. In einem Zeitungsartikel schildert Steiners Sohn Gabor, wie es dazu kam.
„Es sind nun bald 60 Jahre, daß Johann Strauß sich nach harten Kämpfen dem Theater
zugewandt hatte. Am 16. Juni 1870 bringt das Tagblatt folgende Notiz: Johann Strauß' als
Operettenkomponist. Das lange angekündigte Ereignis soll doch zur Wahrheit werden. Direktor
Steiner hat, wie wir hören, mit Strauß einen mehrjährigen Vertrag geschlossen, undimHerbste
schon hofft man die erste Operette auf die Bühne zu bringen.'
Die Frage, wer Strauß letztendlich dazu gebracht hat, Operetten zu komponieren, ist
schon oft ventiliert und auch von Biographen erläutert worden, aber keiner hat noch das
Richtige darüber gesagt. Meine Kenntnisse schöpfe ich aus den Mitteilungen Meister
Johanns sowie meines Vaters Direktor Max Steiner. OfFenbach, Direktor Ascher, auch
Direktor Stampfer haben Strauß gelegentlich nahegelegt, Operetten zu schreiben, und das
kann gar nicht wundernehmen, denn Johann Strauß war zu jener Zeit gewiß der einzig
Berufene, mit der französischen Operette, die damals die Theater vollständig beherrschte,
in die Schranken zu treten! Erst meinem Vater war es endlich gelungen, von Strauß das
Jawort' zu erhalten. Gar oft, wenn sich Strauß über die Vorfälle im Theater ärgerte und
übel gelaunt war, sagte er zu mir: , Wenn Ihr Vater nicht so gepenzt hätte, wäre es mir nie
eingefallen, die dumme Operettenschreiberei anzufangen. '"IIQ
Eine Karikatur und ein Artikel aus der Zeitschrift Der Floh von 1871 illustrieren die Be-
deutung, die die Verpflichtung von Johann Strauss durch Maximilian Steiner für die
Musiklandschaft Österreichs hatte. Ein Glück bringendes dreiblättriges Kleeblatt mit
den Porträts von Johann Strauss und den Direktoren des Theaters an der Wien, Maxi-
milian Steiner und Marie Geistinger, symbolisiert den österreichischen Nationalstolz auf
die erfolgreiche Uraufführung einer eigenen Operette als Gegengewicht zu den französi-
schen Bühnenwerken von Jacques Offenbach.
„Das ist das Kleeblatt von Namen, deren Klang nun selbst die Namen Wilhelm, Moltke
und Bismarck übertönen, von den klingbaren Namen Habietienek und Jirecek gar nicht
zu reden. Vorgestern hat ein großes Ereignis stattgefunden. Frankreich wurde geschla-
gen. Nicht das Frankreich, das Wilhelm schlug, nicht das edle, große, freiheitsbegeisterte
Frankreich, das der Metzgergehilfe Moltke zu Tode getreten, nicht das Frankreich der
110 Gabor Steiner in: Siriusmappe, Monatshefte für Musik, Theater und Literatur; IV. Jahrgang, 12.
Heft; Wien/Berlin 1931. S. 2, S. 19.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Untertitel
- 1888 - 1971
- Autor
- Peter Wegele
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 302
- Schlagwörter
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Kategorie
- Biographien