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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020)
Daniela Sobocan | „Parklets“ in Wien 99
Kurz gesagt, lässt sich die Funktion des Parklets in ähnlicher Weise wie die öffentlichen
Frühstücke verstehen, die manchmal auf den Parklets stattfinden. Bei öffentlichen Frühstücken
lädt eine Person verschiedene Menschen ein, um gemeinsam im öffentlichen Raum zu frühstü-
cken. Danach veranstaltet eine der eingeladenen Personen selbst ein öffentliches Frühstück. Bei
dieser Intervention geht es darum, dass die Beteiligten „[…] allein durch ihre Anwesenheit mit
dem Umraum […] kommunizieren, Platz […] greifen, Raum […] nehmen, ihn buchstäblich
[…] besitzen und ihn bloß durch sich selbst oder aber auch mit einem eigenen Anliegen […]
besetzen.“6 Für beide Projekte ist es wichtig, dass eine Förderung der Kommunikation stattfin-
det und sich die Idee weiterverbreitet.
Erfahrungen und Nutzungen der einzelnen Parklet-Projekte
Um mehr über die Nutzungen, Motivationen und Erfahrungen rund um die Parklets zu erfah-
ren, habe ich mit verschiedenen InitiatorInnen gesprochen und Beobachtungen durchgeführt.
Die von mir befragten AkteurInnen sind MitarbeiterInnen von verschiedenen Vereinen und
Unternehmen. Während der Interviews kristallisierten sich drei Hauptmotivationen für die
Aufstellung des Parklets heraus, die alle interviewten Personen teilen: der Wunsch nach mehr
Grün in der Stadt, eine stärkere Kommunikation mit der Öffentlichkeit und das Bedürfnis
nach konsumfreien Orten zum Verweilen. Die Motivationen und Forderungen an die Stadt,
die die AufstellerInnen mit dieser Initiative verbinden, sind also recht homogen, während die
Erfahrungen je nach Ort und Häufigkeit der Aktion sehr unterschiedlich sind. Einen großen
Einfluss auf die Nutzungen und Erfahrungen hatten der Standort und das Wissen, welche die
AufstellerInnen aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes einbringen konnten, wie an den im
Folgenden vorgestellten Variationen der einzelnen Parklets zu sehen sein wird.
Kontaktgarten
Das Parklet mit dem Namen „Kontaktgarten“ wurde vom Verein „Station Wien“ aufgestellt,
der sich hauptsächlich um die Anliegen von MigrantInnen kümmert, indem sie Bildungskurse,
Sozialberatung sowie die Vermittlung von Freizeitkontakten anbieten. Hervorzuheben ist hier
besonders das Sprachencafé, das in den Sommermonaten auf dem Parklet stattfindet. Eine
Beschreibung des Parklets lässt sich auf der Projektseite grätzloase.at finden:
„Das Parklet am Einsiedlerplatz belebt ein stückweit den Straßenraum im 5. Bezirk: vom
Frühjahr bis in den Herbst besteht die Möglichkeit, dort mit Menschen verschiedener Her-
kunft ins Gespräch zu kommen. An drei Abenden die Woche können sich Interessierte
beim Sprachencafé auf dem Parklet in verschiedenen Sprachen miteinander austauschen.
Auch die Kursteilnehmerinnen der Basisbildungskurse von Station Wien sowie Nachbar-
Innen freuen sich über einen Aufenthaltsraum im Freien!“7
Die Motive, die in dieser Beschreibung genannt werden, sind die Belebung des Straßenraumes,
6 permanentbreakfast.org: zitiert nach: Bertram Weisshaar: Talk Walks. Spaziergangsforschung in Leipzig. In:
Bertram Weisshaar (Hg.): Spaziergangswissenschaft in Praxis. Formate in Bewegung. Berlin 2013, S. 123.
7 www.graetzloase.at/aktionen-2018.html [31.01.2019]
>mcs_lab>
Mobile Culture Studies, Band 1/2020
The Journal
- Titel
- >mcs_lab>
- Untertitel
- Mobile Culture Studies
- Band
- 1/2020
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 108
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal