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Mobile Culture Studies The Journal
>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020
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74 Mobile Culture Studies. The Journal 6 2o20 (Travel) de Almeida, MĂŒller, Wimplinger | Die Linke schaut nach Portugal Materialien, das die Filmemacher aus dem Off kommentieren, werfen Kramer und Spinelli einen vielfĂ€ltigen Blick auf die Ereignisse der portugiesischen Revolution. Dieser filmische Außenblick ist bereits dabei, aus einer zeitlichen Distanz heraus Geschichte zu beschreiben, anstatt in der Unmittelbarkeit des politischen Ereignisses aufzugehen. So wird auch das lĂ€nger- fristige Scheitern vieler Verstaatlichungen und der Landreform aufgegriffen. Der Appendix des Films, „Some Notes“, zieht einen Vergleich zwischen dem Ende des revolutionĂ€ren Prozesses in Portugal und den Ereignissen in Chile 1973, da in beiden FĂ€llen u.a. durch Interventionen westlicher Staaten und rechtskonservativer Strömungen im jeweiligen Land der Kapitalismus unter dem Deckmantel einer parlamentarischen Demokratie eingefĂŒhrt worden sei.24 Trotz dieses Befunds bleibt Robert Kramers etwas pathetisches Urteil ĂŒber seine Zeit in Portugal als reisender Filmemacher: „But in 1974, Portugal was the freest country in the world“ (Kramer/ Spinelli 1977: 01:26:30). Es wird deutlich, dass die Nelkenrevolution Ă€hnlich wie andere politische Ereignisse der 1970er (die MilitĂ€rputsche in Chile 1973 und Argentinien 1976 oder der Vietnam-Krieg) zwi- schen 1974 und 1976 betrĂ€chtliche Aufmerksamkeit von auslĂ€ndischen Filmemacher*innen auf sich zog, die im Rahmen linker internationaler SolidaritĂ€t ihre jeweils eigene Lesart der politischen Ereignisse durch verschiedene dokumentarische Strategien ausdrĂŒckt.25 Geeint sind diese Perspektiven auf Portugal in ihrer Ambivalenz zwischen Faszination und Reflexion — zwischen distanzierter Beobachtung und Partizipation. Die Figur der reisenden politischen Filmemacher*in entsteht gerade in der Zeit nach 1968, wenn auch mit einigen VorlĂ€ufern wie dem niederlĂ€ndischen Filmemacher Joris Ivens oder den sowjetischen Filmavantgardisten Dziga Vertov und Alexander Medwedkin (vgl. Ivens 1974). Die Geschichte des militanten oder aktivistischen Films ist, wie Kodwo Eshun und Ros Gray schreiben, die einer „cinĂ©-geography“ (Eshun/Gray 2011: 2) — einer transnational zirkulierenden politischen Filmpraxis, die sich verschiedenster linker Emanzipationsbewegungen international annimmt, um sich ein Bild von und Bilder fĂŒr eine revolutionĂ€re Situation zu machen. Welche Besonderheiten weist die Medialisierung politischer Prozesse durch reisende Filmmacher*innen auf? Und inwiefern sind Aktivismus, Intervention und Dokumentarismus durch die linken Reisebilder Portugals — durch das Von und FĂŒr — miteinander verbunden? Diese Fragestellungen an dokumentarische Reisebilder werden nun in Bezug auf die Filmproduktion Torre Bela sowie das schon erwĂ€hnte Kollektivfilmprojekt Viva Portugal! diskutiert. Torre Bela. Eine Gruppe in Bewegung setzen Der Film Torre Bela von Thomas Harlan verfolgt die Besetzung des gleichnamigen Adels- sitzes der Familie LafĂ”es, welcher als einer der grĂ¶ĂŸten in Portugal galt. Landarbeiter*innen, Einwohner*innen der umliegenden Dörfer und Mitglieder einer revolutionĂ€ren Gruppe grĂŒndeten im Verlauf des FrĂŒhsommers 1975 eine Kooperative zur Nutzung des Landes, die 24 „Situation the same: with help from its foreign allies, the Portuguese right works to fully restore capitalism. The strategy is different than that used in Chile, but the goal is the same“. (Kramer/Spinelli 1977: 01:26:42) 25 Neben den drei hier erwĂ€hnten Filmen ‚westlicher‘ Filmemacher, sollen auch die beiden bekannteren Doku- mentationen aus sozialistischen LĂ€ndern nicht unerwĂ€hnt bleiben: Milagro en la tierra morena (CU 1975, R.: Santiago Álvarez) und First days of freedom (SU 1974, R.: Studija Dokumentalnykh). Die Berichterstattung und Bedeutung der Nelkenrevolution fĂŒr die sozialistischen LĂ€nder Europas ist eine weiterfĂŒhrende Fragestellung.
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Band 2/2020
The Journal
Titel
>mcs_lab>
Untertitel
Mobile Culture Studies
Band
2/2020
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
270
Kategorien
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