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442 Verschiedene endemische Krankheiten.
Der merklich wärmere Marburg er-Kr eis hat in den breiten Stromtälem der
Mur, Dräu und Sau, und in einigen Flußtälern häufige Werelfieber,
welche zeitweise sogar bösart ig werden. Im Murgebiete dieses Kreises ist be-
sonders das lange Tal der Stainz, im Draugebiete find die der Pesniz, der
Pulsgau und Draan. im Saugebiete die breiten Ebenen des Saantales
zwischen Fraslau und Zilli, wo nebenbei der Eisenbahnbau durch Aufgraben
des Materiales in der Nähe der Dämme viele Pfüzen hinterließ, dann an der
Gränze von Kroazien das gedehnte Tal der trag fließenden Sottelbis zu ihrer
Einmündung in die Sau (am niedersten Punkte des Landes) diesem Nebel vor-
zugweise ausgesezt. Milzgeschwülste und selbst Wassersüchten, in Folge von Werel-
siebern. sind besonders gegen die Gränze von Kroazien hin nicht selten. Neberall
wo Werelsieber herrschen, ist auch eine große Neigung zu gastrischen Krank-
heiten vorhanden; die katarrhösen Krankheiten nemen gern dm nervösen Cha-
rakter an, der Ti fus, und wie die Erfahrung in einigen Orten gezeigt, auch die
Cholera finden sehr leichten Eingang.
Vei der ärztlichen Behandlung der Werelfieber muß daher immer auf
gastrische Komplikazionen und nervösen Erethismus Rüksicht genommm werden. Der
Praktiker beschränkt sich daher nicht blos auf die Anwendung der China, sondern
schlägt anfangs gewöhnlich mit dem günstigsten Erfolge die antigastrische Methode
ein. Nötigenfalls ein leichtes Brechmittel, dann etwas Rharbarber mit Nariopli^i-
lata sind für leichtere Fälle oft hinreichend; höchstens werden noch vor dem zu
erwartenden Anfalle 4—2 Gran Chinin gegeben. Große Gaben von Chinin
find feiten notwendig.
7 Verschiedene in der Oertlichkeit begründete
Krankheiten.
». Wurmsucht und Skrofeln
kommen entweder für sich oder in Begleitung der kretinösen Anlage ') in allen
feuchten und schattigen Gebirgschluchten, dann auch in allen moorigen und sum-
pfigen Gegmden häufig vor, wo die Werelfieber heimisch sind. Höhere Grade von
Slrofelsucht findet man nur in ärmlichen, feuchten, unreinlichen Wohnungen;
Spulwürmer begründen die große Mehrzal aller Wurmkrankheiten, auch Maden-
würmer find nicht seltm; der Bandwurm (fast ausschließlich ^aeuia solium) kommt
jedoch nur vereinzelt in manchen Hügel- und breiteren Talgegenden vor.
Gegen Skrofeln wird als Volksmittel Nußlaub oder die grüne Schale der
Wallnüffe (Aue. ^u^Ianä.) sowol äußerlich als innerlich angewendet. Gegen die
Spulwürmer (^»eanäes lumdriooiäe») pflegt man allgemein den Wurm-
>) Dr. Mach l r . Abhandlung über die Skro fe lk rankhe i t und ihr Verhältniß zu
Menfchenpoke so wie zur geimpften Kuhpole. Wien l82 l , bei Mösle's Witwe.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen