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Amtsbezirk Birtfeld. 469
als 1 Joch. Der Boden ist dem des Bezirkes Weiz im Ganzen gleich. Der lange
Gebirgszug des Rabenwald besteht wesentlich aus Gneis, welcher bei Virkfeld auch
auf die Westseite des Tales übersezt, und bei Frondsberg und Anger seine westliche
Gränze findet, wo er anfangs in Glimmerschiefer übergeht, und dann der Tonschiefer
und Uebergangskalk Plaz greift. Südwestl. vom Naintschgraben und der Streke
zwischen Heilbrunn und der Gaisen tritt der Tonschiefer charakteristisch auf. wobei
der Glimmer als Verbindungglied zwischen Gneis und Tonschiefer erscheint. Der
Tonschiefer verliert sich westl. im Uebergangskalk der höheren Gebirge. (Dr. Andrae
und Dr. v. Mezler).
Der Fruchtboden ist durckaus humusreich und die Vodenerzeugnisse sind im
Allgemeinen beinahe dieselben wie im Bez. Weiz, nur auf den Gebirgen etwas
minder ergiebig. In den Tälern und auf sonnigm, von Winden mehr geschüzten
Anhöhen wird sogar die Obstbaumzucht mit Erfolg betrieben; der Weinstok aber
gedeiht nicht mehr. Wild- und Haustiere kommen hier dieselben vor wie im Bez.
Weiz, mir die Pferdezucht ist lediglich auf das Tal von Anger beschränkt und ganz
ohne Bedeutung.
Der Menschenschlag ist ebenfalls beinahe derselbe wie im vorigen Bezirke,
das Gleiche gilt in Bezug auf die geistige und gemütliche Bildung, die Kleidung,
Wohnung und Nahrung, auf die Sitten und Gebräuche, und auf die Sprachmundart
der Bewohner. Kretinische Anlagen und Halbkretinismus kommen besonders in dm
tiefen und feuchtkalten Schluchten und Gräben der Feistriz, des Gasen-, Naintsch-
und Glaselbaches auf Gneis», Glimmer- und Tonschiefer-Boden vor, und die Zal
derselben (worunter auch einige vollkommene Kretins sich befinden sollen) wird auf
460 angegeben. Verkümmertes Wachstum ist häufig. Im Baue der Häuser besteht
der Unterschied, daß die eigentlichen Rauchstuben viel häufiger sind. Die Wirtschaft,
gebäude sind 6—8 Fuß hoch mit Stein untermauert, so daß unten die Stallungen
für das Hornvieh, die Schafe und Schweine, und darüber die hölzernen Scheuem
u. f. w. sich befinden. Der Schulunterricht wird in 8 Pfarr- und 6 Gemeindeschulen
in 46 Lehizimmern erteilt, so daß von den 4004 Kindern nur 63 auf 4 Lehrzimmer
entfallen. Ungeachtet der schwierigen Verhältnisse (hoher Schnee im Winter und
Verwendung der Kinder zum Viehweidm im Sommer) kommt doch schon auf 9 Nw.
4 Schulkind.
Herrschende Krankheiten sind die den klimatischen und Witterung-Verhält-
nissen entsprechenden Rheumatismen und Katarrhe, besonders akute und chronische
Glieder-Rheumatismen und gichtische Affekzionen, Katarrhe und Entzündungen der
Respirazionorgane und der Augen, welche leicht chronisch werden. Lungen- und
Wassersuchten, welche beinahe die Hälfte der Todtenlisten füllen, find die gewöhn«
lichen Folgekrankheiten. Kinder leiden viel an Würmern. Skrofeln und Gehirn»
kranlheiten, Mädchen an Bleichsucht und Menstrual-BesHwerden, Weiber an Blut«
fiüffen. Rheumatische Verkühlungm vemrsachen häufig Schwerhörigkeit und Taub»
heit, wodurch die Zal der Lmte von kretinösem Ansehen sehr vermehrt wird. Die
schweren Gebirgarbeitm veranlassen viele Leistenbrüche, Scheiden- und Gebärmutter»
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen