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Awtsbezirl Pöllan. 479
Abhängigkeit von den dieselben durchsezenden diorittschen Gesteinen. In Siegersdorf
treten deutlich geschichtete Massen von gneisartigem Granulit hersor, und am Raben«
wald zeigt sich auch feuerfester Tallschiefer (Dr. Andrae).
Der Fruchtboden ist glimmerb, altiger, loser Sandboden mit Fragmenten des
kriftallinischen Schiefergebirges, stellenweise zugleich mit Neinen Trümmern von Ehlorit'
schiefer gemengt, im Tale auch lehmiger Sandboden, welcher 76 "/<,, größtenteils
reinen Quarzsand. 21 "/<, Ton, etwas Kalk und 4,52 °/o Humus enthält. Die
Höhm sind meistens mit Waldungen bedekt. Außer Obst und den gewöhnlichen
Getreidearten (wie im Vez. Weiz) wirb auch viel Flar, und an den südwestlichen
Niederungen von Mauberg und Vucbberg (Voggenberg), dann dei St. Johann
noch ein leichter, aber guter Wein erzeugt. Als botanische Rarität auf so niederem
Standpunkt ist die blauhaarige Schlüsselblume (pi-ünula villos») zu bezeichnen.
Bezüglich der Wild- und Haustiere gilt hier dasselbe wie im Bezirke Weiz,
nur kommen Wildkazen selten vor.
Der Menschenschlag ist in diesem Bezirke von mittlerer Art und ziemlich
kräftig. Die hiesigen Bewohner, welche fast durchgeh ends vom Landbau leben, sind
weder von auffallend starkem Wüchse, noch kommen unter denselben Zwerge vor.
Sie gleichen denen der Umgegend von Weiz, find körperlich wolgebildet und geistig
entwiklungfähig. Eigentlich kretinische, in der Oertlichkeit begründete Anlagen,
obwol man solche im Bereiche des kristallmischen Schiefergebirges vermuten könnte,
sind hier nicht zu finden; Leute mit ähnlichen Zuständen (besonders Blöde und Kropfige)
trifft man übrigens vereinzelt, in der Ebene so wie auf den Bergen (im Ganzen selten) an.
Für Schulunterricht wird durch 4 Pfarr- und 5 Gemeindeschulm gesorgt, in
welchen 4044 Kinder (jeder 9. Bw.) in 40 Lehrzimmern unterrichtet werden, so
daß im Durchschnitte zwar nur 404 Kinder auf 4 Lehrzimmer entfallen, in einzelnen
Schulen aber. wie in St. Johann. Stubenberg und Mauberg, 430 bis 495 Kinder
in 4 Zimmer eingepfercht werden sollen.
In ihren Beschäftigungen, Sitten und Gewohnheiten sind die Bewohner so
ziemlich denen des Bezirkes Weiz gleich; auch ihr teutscher Sprachdialekt ist derselbe,
nur wird er hier schon etwas mehr dem niederöstreichischen ähnlich, ziemlich rein und
leicht verständlich gesprochen. Die Kleider sind den im Bez. Gleisdorf üblichen fast gleich,
und man fängt an. sich mehr städtisch zu kleiden; doch zeigen sich auf den Gebirgen
noch Loden-Janker und Röke. Beim weiblichen Geschlechte sieht man Kopftücher.
Spenser. Kittel u. dgl.. meist aus Baumwollstoffen, und leider auch Schnürmieder.
Wohnungm. Familienleben. Sitten und Gebräuche sind ziemlich dieselben wie im Bez.
Weiz. Auch hier will das Gesinde an abgebrachten Feiertagen nicht arbeiten, und
man hält besonders viel auf Wallfahrten, Wetter-Lauten und «Schießen. Die Kost ist
Früh (6 Uhr) Milchsuppe oder -Koch, Mittags (44 Uhr) Milchsuppe. Sterz. Sauer-
kraut, Rüben oder ein anderes Gemüse, manchmal auch Knödel. Nokerln u. dergl.,
dann Most und Brot. Bei Feldarbeiten wird auch um 9 Uhr Früh und um 3 Uhr
Nachmittag eine Jause aus Most und Brot gegebm.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen