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Amtsbezirk Kirchbach. 493
südl. an die Bezirke Wildon und Leibniz, südl. und öftl. an den Bezirk Muregg.
Er besteht nur aus dem nördl. Schwarzautale, dem nördl. Sasttale, dem kleinen
Nebentale am Ottersbach uud den zwischen denselben gegen S. streichenden Gebirg»
rüken. Ueber den nördl. Wasserscheidezug greifen nur die Gm. Rettenbach und
Petersdorf ins Raabtal hinüber. Die größten Höhen sind im Wasserscheidezuge
der Hochegg (1482 W. F.) und im südl. Ausläufer desselben der Muggenberg
(1440 W. F.), dann zwischen dem Saft- und Gnastale der Lichtenegg (4443 W. F.).
Das Klima hat hier nichts Ungewöhnliches, und ist ganz dem der Nachbarbezirke
Wildon und Feldbach gleich; nur herrscht in den vielen tiefen und quellenreichen
Gräben viel Feuchtigkeit.
b. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Der Bez. Kirchbach ist klein, hat nur 8,5 Qd.Ml. Flächenraum und 15,051
Nw. in 28 Katastral« (25 Orts«) Gm. und 9 Pfarren. Auf jede Qd.-Ml, kommen
4335 Bw. und auf jeden Vw. 2.3 Joch. In der Verteilung der Bevölkerung
ist lein Mißverbältniß.
Der Boden ist von terziärer Fonnazion, durchaus hügelig und mit zalreichen
tiefen Talschluchten und Gräben, vorwaltend in südöstl. und südwestlicher, nur vom
Echwarzau- und Sasttal in südl. Richtung durchschnitten, weshalb man diese Gegend
auch das Grabenland, oder auch wegen der vielen auf dem feuchten Boden vor«
kommenden großen Kröten (Tatschger), scherzweise das Tatschgerland zu nennen pstegt.
Die Oberfläche besteht aus einem gelblichen, mit Lehm gemischten, glimmerigen
Quarzsandboden, welcher überall fruchtbar ist. An der nordwestl. Gränze hat er
auch Üuarzschotter. Lehm zur Ziegelfabrikazion ist reichlich vorhanden, ebenso Ton.
mergel, hin und wieder in größeren Lagern. Die klimatischen Verhältnisse und die
Vodenerzeugniffe sind ganz dieselben wie in den Nachbarbezirken Wildon. Gleisdorf
und Umgebung'Graz. Das Gleiche gilt von dm Wild- und Haustieren.
Auch der Menschenschlag ist ganz derselbe, wie in den genanntm Bezirken.
Kretinismus kommt nicht vor, kretinische Anlage, Blödheit und Kröpfe findet man
selten. Wenn das Volk auch in geistiger Beziehung nicht besonders ausgezeichnet ist,
so sticht die gemütliche Sfäre um so vorteilhafter hervor. Biederkeit, Religiosität
und uneigennüzige Gefälligkeit sind Hauptcharakterzüge des Volkes. Schulunter-
richt wird in 3 Pfarrschulen und 1 Gemeindefchule in 6 Lehrzimmern erteilt, und
von 996 Kindern (nur jedem 15. Vw.) besucht, so daß auf jedes Lehrzimmer 166
(in Kirchbach 247) Kinder kommen, was notwendig einen halbtägigen Unterricht
bedingt. Der Schulbesuch ist hier überdies noch durch die ungünstige Vodenbeschaffen-
heit sehr erschwert. Es ist daher die Errichtung mehrer Schulen und Schulzimmer
ein dringendes Bedürfniß, zumal das Volk dem Schulunterrichte sehr geneigt, aber
unvermögend ist, mehre Gemeindefchulen auf eigene Kosten zu errichten. Der teutsche
Sprachdialelt ist derselbe wie in den Bezirken Wildon und Umgebung'Graz.
Der Gesundbeitzustand zeigt sich von dem in den genannten Bezirken
beinahe nicht verschieden. In den feucbten Gräben sind Wereljieber heimisch, auch
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen