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554 Amtsbezirk Lullender^.
Landregen große Ueberschwemmung. Tau fällt häufig, und Reif bringt, besonders
im Frühjahr, oft viel Schaden. Gewitter lommen gewöhnlich von NW. Vom
Hagel werden fast jährlich einzelne Gemeinden heimgesucht.
b. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Der Bezirk Luttenberg hat 3 Qd.-Ml. mit 44,861 Vw. in 44 Kat. (29 Orts-)
Gemeinden. Auf jede Qd.-Ml. kommen 3954 Vw. und auf jeden Vw. 2,z Ioch.
Der Fruchtboden ist im Murfelde größtenteils fchotterig und sandig, imStainz-
tale lehmig und sehr humusreich, in dm Weingebirgen teils sandig, teils lehmig,
mit Konglomeraten aller Art. jüngeren Sandsteinarten, Süßwafferkalk, Mergel u. s. w.
als Unterlage. Die südliche Part ie des Stainzfluß- und des Turiabach-Tales
längs des Steinberges und des Kurschinezberges, von Luttenberg bis Kleinsonntag
hin, ist größtenteils moosig und stellenweise etwas versumpft. Im Markte Lutten-
berg selbst ist in querer Richtung über den Marktplaz und in der Breite von etwa
45 Klft. im Frühjahr eine Nachgiebigkeit des Bodens bemerkbar. Längs der Mur
gibt es ebenfalls stellenweise Versumpfungen. Das Trinkwasser ist besonders in
der Ebene weich und arm an Kohlensäure. Das Haupterzeugniß in den südlichen
Bergen bilden edle Weine, auch gedeiht daselbst ausgezeichnetes Obst. Die
Nordpartie, zumal das breite Murseld, ist dem Alerbau und der Wiesenkultur ge«
widmet, und es werden daselbst alle Arten Getreide. Futterpflanzen, Gemüse und
auch viel Hanf erzeugt, welcher, wie der Wein, einen Handelsartikel bildet. In der
Murebene, besonders in der Gegend von Wernsee, werden edle Pferde gezogen.
Dem Rindvieh wird weniger Aufmerksamkeit gewidmet, und Borstenvieh nur zum
Hausbedarf gehalten. Von Waldbäumen war einst die Eiche, zumal in dm weiten
Ebenen hier herrschend, worauf auch die Namen Eichdorf, Eichberg, Eichegg
(Hi-a^He, UrasHsvei-eli, Uragtove?) u. dgl. hinweisen; gegenwärtig herrscht in
den Wäldern die Buche und auf den westl. Anhöhen auck die Fichte vor. Die
Eichen, obwol häusig vorkommend, stehen nur mehr vereinzelt.
Die Bevölkerung ist der des Bezirkes Ober - Radkersburg fast in jeder
Beziehung gleich. Sie zeichnet sich durch wolgebildete Körperformen, große Ge-
wandtheit, gute geistige Anlagen und ein wolgeschlissenes Benemen aus. ist aber
zurükhaltend und mißtrauisch. In Wernsee kommt häufig der Blähhals vor; kreti-
nische oder ähnliche Anlagen zeigen sich nirgends. Kleidung, Wohnung, Nahrung,
Familienleben, Sitten und Gebräuche sind von denen des obgenannten Bezirkes im
Wesentlichen nicht verschieden. Unter dm Speisen sind noch die Krapfen (Xrap-e)
und die mit frischem Käse (Topfen) belegten Haidenmehl-Knödl anzuführm. Eine
Eigentümlichkeit besteht darin, daß jedes Dorf ein besonderes Abzeichen, gleichsam ein
Wappen hat (z. B. Fisch, Fliege. Gans, Brodsak u. s. w.), welches, bei Familien-
schmäusen zur Schau gestellt wird, und eine beliebte Veranlassung zu Späffen gibt.
Die Neendigung des Abdrusches im Winter wird mit einem Schmause (DoMaäke)
gefeiert, welcher mit der Schweineschlachtung zusammenfällt, wobei ein namhafter
Teil des gesummten Vorrates aufgezehrt wird.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen