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© 2019, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110989 – ISBN E-Lib: 9783737010986
dieserStelle ließensichzahlreicheArgumentationsliniennachzeichnen,welche
gegen, teilweise aber auch für dieVereinigung vonBibliothekenundArchiven
sprechen. Im Augenblick der Verkündung des neuen Organisationsplanes
herrschtejedenfallsimArchivderEindruckeiner»feindlichenÜbernahme«vor,
auchwenndieUniversitätsbibliothekselbstdafürgarnichtverantwortlichwar.
Die Sterne für ein gedeihlichesMiteinander schienen somit zunächst nicht
besonders günstig zu stehen. Der gewissermaßen »natürliche« Reflex des Ar-
chivs indieser verordnetenZweckgemeinschaftwardieBetonung jenerEigen-
schaften, welche Archive und Bibliotheken voneinander unterscheiden: Dass
Archive für Verwaltungsakten bzw. für in der aktuellen Archivwissenschaft
gerne als »Records« bezeichnete »Verzeichnungseinheiten« mit Unikat-Cha-
rakter (imGegensatz zuBüchern) zuständig sind;dassdafürunterschiedliche,
archivkonformeMetadatenstandards zur Anwendung kommen; dass Archive
keinen Sammlungsauftrag, sondern eine administrative Zuständigkeit haben;
dass dasUniversitätsarchiv eine langeTraditioneigener Forschungs- undEdi-
tionstätigkeit aufweist;undnocheinigesmehr.
WaresdieseSelbstbehauptungsstrategie, oderdasvonvornhereingegebene
Verständnis derDLE-Leitung fürdie Sinnhaftigkeit archivgerechter Lösungen,
welchedasZusammenlebenSchritt für Schritt positiv beeinflussten?Auchdie
allgemeine Entwicklung der letzten Jahre hatwohl das ihre dazu beigetragen.
Zwar sindnicht alle grundsätzlichenEinwände gegendieVereinigungvonAr-
chivenundBibliotheken ausgeräumt, doch sowohl dieRückbesinnungauf ge-
meinsamehistorischeWurzeln, als auch die jüngsten Entwicklungen imdigi-
talen Bereich, deren Herausforderungen beide Einrichtungen gleichermaßen
betreffenundauf einenochkaumabsehbareWeiseverändernwerden, führten
dazu,dasseinst recht starrgedachteGrenzen immermehraufweichen.1
ZumAuftakt der verordneten Zusammenarbeit galt es für das Archiv eine
Errungenschaft zu bewahren,welche aus der kurzenZeitspanne organisatori-
scherEigenständigkeitherrührte:2002/03hattees–alseinesdererstenArchive
Österreichs überhaupt – ein »Archivinformationssystem« zur elektronischen
Verzeichnung vonArchivbeständen implementiert. Bestandnunnicht dieGe-
fahr,mitdieserArbeit indasProkrustesbettdesBibliothekssystemsgezwungen
zuwerden?DieBefürchtungerwiessichalsunbegründet.Nichtnurdas:Als2006
die Entscheidung anstand, die imArchivinformationssystem erfassten Daten
mittelsOnline-Recherchezugänglich zumachen,wurdedies vonderDLE-Lei-
tung ausdrücklich gefördert unddieAdministrationdem für dieUniversitäts-
bibliothek zuständigen Kolleg_innen des Zentralen Informatikdienstes (ZID)
anvertraut.
1 Siehedazu jüngstChristianKeitel: ZwölfWege insArchiv.Umrisse eineroffenenundprak-
tischenArchivwissenschaft. Stuttgart: FranzSteiner2018,S. 74–76.
ThomasMaisel86
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Menschen im Aufbruch
Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen
- Titel
- Menschen im Aufbruch
- Untertitel
- Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen
- Autoren
- Stefan Alker-Windbichler
- Claudia Feigl
- Christina Köstner-Pemsel
- Thomas Maisel
- Wolfgang Nikolaus Rappert
- Pamela Stückler
- Herausgeber
- Pamela Stückler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 340
- Kategorien
- Geschichte Chroniken