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© 2019, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110989 – ISBN E-Lib: 9783737010986
dieNotwendigkeit einer solchenStelle erkanntundvonBeginnanbestmöglich
unterstützthat.
Denn heute, zwölf Jahre nach Start des Projekts, nach Erlass einer Samm-
lungsordnungund -strategie durchdasRektorat derUniversitätWien im Jahr
20131undeines regenNetzwerks,dankdemnichtnureinBuch2, sondernauch
eine Ausstellung imNaturhistorischenMuseum3 gemeinsam gestaltet werden
konnte,hatsichdieSituationfürdieSammlungeninsgesamtdeutlichverbessert.
Das ist nicht zuletzt an jenenThemenzu sehen, die aktuell imBereichSamm-
lungen diskutiert werden, nämlich die Frage nach Provenienz, Herkunftsge-
schichten und Entstehungskontexten der Objekte. Seit der Entdeckung eines
Eintrags ineinemInventarbuch, indemdieÜbernahmemehrererObjektevon
der Gestapo im Jahr 1938 verzeichnet war, arbeitet die Sammlungskoordinie-
rungsstelle auch engmit demArbeitsbereichNS-Provenienzforschung an der
UniversitätsbibliothekWien4zusammen.AufgrundderüberwältigendenMenge
anSammlungsobjektenunddemsehrunterschiedlichenErschließungsgradder
Bestände(mancheObjektesindeinzelninventarisiert,andereSammlungensind
noch nicht einmal grob erfasst) ist eine systematischeDurchsicht der Samm-
lungsbestände hinsichtlich unrechtmäßiger Erwerbungen – nicht nur imNS-
Kontext – praktisch unmöglich. Umsowichtiger ist es, die Sammlungsmitar-
beiter_innen für diese Problematik zu sensibilisieren, um so überhaupt zu
Verdachtsfällen zukommen, denendannkritischnachgegangenwerdenkann.
Ein Ahnenschädel aus Papua-Neuguinea, der sich in der Ethnografischen
SammlungderUniversitätWienbefindet,zeigtdieaktuellenThemenfeldersehr
deutlich und ist in vielerlei Hinsicht typisch für Objekte aus den Lehr- und
Forschungssammlungen der UniversitätWien. Typisch ist zum einen die un-
gewisseProvenienz,die imFalle vonmenschlichenÜberrestenbesonderspro-
blematisch ist. Zum anderen war die Art undWeise, wie dieser Schädel die
längsteZeit inder Sammlungaufbewahrtwurde, alles andere als angemessen:
AlsAnschauungsobjekt für die Lehre lag er in einerVitrine zwischen anderen
Objekten aus der Region Ozeanien bereit, um für entsprechende Lehrveran-
staltungenschnell auffindbarundgriffbereitzusein.HeutewirdderSchädel in
einem verschlossenen Stahlschrank gelagert, um ihn neugierigen Blicken zu
1 In:MitteilungsblattderUniversitätWienvom01.03.2013,16. Stück,Nr.95.
2 Schaukästen derWissenschaft. Die Sammlungen anderUniversitätWien.Hg. vonClaudia
Feigl.Wienu.a.:Böhlau2012.DerBanderschien2016unterdemTitel»AcademicShowcases.
TheCollectionat theUniversityofVienna«auch inenglischerSprache.
3 DieAusstellungDasWissenderDingewurdeanlässlichdes 650jährigen JubiläumsderUni-
versitätWiengezeigtundwar vom6.Mai2015bis10. Jänner2016 imSaal 50desNaturhis-
torischenMuseumsWienzusehen.
4 SieheBeitrag vonMarkusStumpfüberdenArbeitsbereichNS-Provenienzforschung indie-
semBand.
ClaudiaFeigl262
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Menschen im Aufbruch
Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen
- Titel
- Menschen im Aufbruch
- Untertitel
- Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen
- Autoren
- Stefan Alker-Windbichler
- Claudia Feigl
- Christina Köstner-Pemsel
- Thomas Maisel
- Wolfgang Nikolaus Rappert
- Pamela Stückler
- Herausgeber
- Pamela Stückler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 340
- Kategorien
- Geschichte Chroniken