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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847111658 – ISBN E-Lib: 9783737011655
StanisławFel (Lublin)
DieBedeutungempirischerGerechtigkeitsforschung fürdie
Sozialethik
1. SozialeGerechtigkeit
Die Gerechtigkeit ist neben der Freiheit ein tief in der menschlichen Natur
verwurzeltesBedürfnis.Bestätigtwirddiesdadurch,dassdieseWerteschonseit
frühestenZeitenGegenstandintellektuellerReflexionsind.MitderGerechtigkeit
befasstemansich seit JahrhundertenaufdemBodennormativerWissenschaf-
ten, vor allemder Philosophie unddesRechts. Angestrebtwurde dieHeraus-
arbeitung ihrer universalen, allgemein akzeptierten Erfassung. In der Praxis
führtedies zur Formulierung ihrerRegelnundderArten ihrerAnwendung in
denverschiedenen sozialenundwirtschaftlichenLebensbereichen. Es scheint,
dass sich die vonAristoteles und vonThomas vonAquin getätigten Feststel-
lungen zumThemaderGerechtigkeit aufüberaus beständigeWeise in die in-
tellektuelle Geschichte derMenschheit eingeschrieben haben1. Die von ihnen
eingeführtenUnterscheidungen der Arten der Gerechtigkeit und die Art und
Weise ihresVerständnisses stellenbis indieGegenwartwichtigeBezugspunkte
dar. Gewöhnlichwerden drei Arten unterschieden: a) die Tauschgerechtigkeit
(iustitiacommutativa),diedenTauschvonWaren,GüternundDienstleistungen
regelt;als ihrHauptkriteriumgiltdieGleichheit;b)dieVerteilungsgerechtigkeit
(iustitiadistributiva) alsPrinzipderVerteilungder ihrunterstehendenWerte;
als ihr Grundkriterium gilt die Proportionalität, unter Berücksichtigung des
Verdienstes unddesBedürfnisses; c) die legaleGerechtigkeit (iustitia legalis),
die sichaufdieProportionder verschiedenartigenVerpflichtungender Indivi-
duen und kleineren Gemeinschaften zugunsten breiterer Gemeinschaften be-
zieht; auch hier gilt das Kriterium der Proportionalität, und berücksichtigt
werden insbesondere der Umfang der Nutzung gemeinsamer Güter und die
realenMöglichkeitendesTragensderLasten.
1 WitoldMorawski,Sprawiedliwos´c´ społecznaatransformacjasystemowa.Uwagiwste˛pne, in:
Bogdan Cichomski /Wiesława Kozek / PawełMorawski (Hg.), Sprawiedliwos´c´ społeczna.
Polska latdziewie˛c´dziesia˛tych,Warszawa2001,S. 7–26,hier: S. 13–14.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Titel
- Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
- Untertitel
- Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Autoren
- Irene Klissenbauer
- Franz Gassner
- Petra Steinmair-Pösel
- Herausgeber
- Peter G. Kirchschläger
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1165-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Recht und Politik