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gesund wäre, für diese Leute einen „Zyglbrener“ zu bauen und die Häuseln aus Ziegeln zu
errichten. Er hielt Wort, und so bekam der Hakken die erste massiv gebaute Häusel-Ansiedlung
in der Gegend. Reisende und Fremde staunten über die milde und großzügige Herrschaft der
Hausmanninger.
Der Drache in der Hagenwand: (ohne Datierungsvermerk)82
Zu der Zeit, als Hausmann die Steinwand am jenseitigen Ufer des Flusses Thunaw (Donau) oder
Ysther und die kleine Ansiedlung auf dem Hügel hinter der hölzernen Burg besaß, soll in der
sogenannten „Vofferwendt“ ein Drache gehaust haben. Die Leute zu Hausmanning, die in der
Wand Steine brachen und diese mit ihren Flachschiffen den Fluss hinab beförderten, um sie gegen
Waren oder Geld einzutauschen, berichteten immer wieder von Begegnungen mit dem Riesentier.
Öfter als der Drache selbst wurde dessen weißlicher, dicker Atem gesichtet, der zuweilen die ganze
Wand einhüllte, als ob dichter Nebel darüber läge, was für die Steinbrecher nicht ungefährlich war.
Als der "Vyner" (= der Verantwortliche im Weingarten, welcher sich damals vom Sitz des
Hausmanningers bis zum Voffer erstreckte), eines Tages im März wieder einmal mit seinem
Tragtier zur Wand ging, um Steine zur Einfassung neuer Weinstöcke zu holen, sah er dort, nahe der
Drachenhöhle, Leute vom anderen Ufer Steine herausbrechen. Er machte sie auf ihr unrechtes Tun
aufmerksam und warnte vor dem Untier. Sie reagierten nicht, und als sich einer von ihnen an einem
vermeintlichen Felsvorsprung festklammerte, der in Wirklichkeit das Ende des Drachenschwanzes
war, blies ihm der Drache seinen heißen Atem ins Gesicht und verschlang ihn. Auch der
nahestehende Vyner erlitt Verbrennungen, stürmte schreiend in den Hof des Hausmanningers und
schilderte, was sich zugetragen hatte. Da das Untier immer gefräßiger zu werden begann, sandte der
Herr zu Hausmanning schließlich den „Weys man zwe den hakkhn zwe Huszmening“ zur Wend, der
mit Zauberformeln und Sprüchen Segen und Hilfe erbitten sollte. Schon hörte der Weise das
Gebrüll und sah weiße Schwaden aus der sogenannten Drusenhöhle steigen. Er versprengte am
Höhleneingang sein "heiliges Wasser" und legte den "heiligen Zweig" davor. Seitdem wagte sich
der Drache nicht mehr heraus; man hörte ihn noch eine Weile bis zum Lens brüllen, dann folgte
Stille, und niemand hat ihn mehr gesehen.
Jahrhunderte später fand ein Jäger ein riesiges Skelett, das die Gelehrten nicht identifizieren
konnten. Einer der Schwanzknochen wurde zur Erinnerung in der Kuriositätenkammer des Gutes
Hacken aufbewahrt. Als Fh Nicklas vClam ein "lerenbuechll“ für die untertänigen Kinder erstellen
ließ, ordnete er an, darin auch eine Zeichnung des Drachens und des Schwanzknochens, weiters
Geschichten um den Hausmanninger Drachen, welcher dort den Namen „Feyrzunng“ erhielt,
aufzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt gab es für die Kinder im Hagen alljährlich am ersten
Apriltag das „Drachenfest“ mit einem abendlichen Laternengang zur Wendt.
Das Bildstöckl auf der Windflach: (ohne Datierungsvermerk)83
Hinweis: Die „Windflach“ am Pöstlingberg ist ein Arealteil der ehemaligen Herrschaft Hagen,
der seinen Namen von den Berg- und Talwinden, die über ihn hinweg streichen, erhalten haben soll
und der gegen die Donau hin von nahezu hundert Meter hohen Steilabstürzen begrenzt wird. Diese
Felswände wurden unter dem Sammelnamen „Urfahrwänd“ zusammengefasst und stehen heute
82 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 24.
83 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 16. Geroldus dürfte einer der Dienstleute/Schaffer der Lehensherren gewesen
sein.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Titel
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Untertitel
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.25 x 29.72 cm
- Seiten
- 106
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute