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langen Weber noch aus den Flammen gezogen, aber es war zu spät. Die unglücklichen Eltern ließen
eine Säule aus dem Stein der Wänd hauen, sie datieren, mit dem Zeichen des Hagkhen und jenem
derer vHaunsperg, sowie mit den Buchstaben M und H versehen und am Ort des abgebrannten
Gjaidhäusels aufstellen.
An jedem 15. März wurde dort ein Feuer entzündet und für die beiden gebetet. Die Herrschaft und
die Untertanen „samt denen vom Voffer vnnd Hagkhen vnnd außer des“ gingen mit Fackeln rund
um den Hof und zum Stein, wo der Bruder im Haken für die beiden und für alle Anwesenden betete
und sang und alle mitsangen. Über die Jahre hin betrachteten die Menschen das Steinstöckl als eine
Art „Brandschutz-Hilfe“, und jeden 15. März wurde dort auch für ein feuerfreies nächstes Jahr
gebetet. Die untertänigen Kinder legten dabei Blumen und Strohpuppen nieder und durften letztere
anzünden. So war ein brandfreies Jahr sicher, zumal der Brand dadurch schon stattgefunden hatte.
Familienfehde und Brudermord im Hause Haunsperg: (Beginn 13. Jh)115
Hinweis: Zuweilen werden die in der Sage auftretenden Haunsperger Brüder Dypold und Hartold
als Heinrich I. und Gottschalk II., die Söhne Ulrichs I., die letzten dieses Geschlechtes interpretiert.
Der Kampf soll zu Beginn des 13. Jh stattgefunden haben. Ursachen für den Familienstreit könnten
machtpolitische Motive und ev. die von einigen Personen vermutete Neigung zur eigenen
Schwester gewesen sein. In der Legende verstarben beide im Kampf, was nicht der historischen
Wahrheit im Hinblick auf Heinrich und Gottschalk II entspricht. Tatsächlich erwarb Erzbischof
Eberhard II. von Salzburg am 6. Juli 1211 die Burg Haunsberg käuflich von Gottschalk II.;
Heinrich, der ältere Bruder, schien dabei nicht mehr auf, könnte theoretisch im beschriebenen
Kampf ums Leben gekommen sein.
Harthold und Dypold sollen die letzten Besitzer der Burg Haunsberg (im Lande Salzburg) aus dem
alten Geschlecht der Haunsperg gewesen sein. Sie gerieten in Fehde und lieferten sich an der
Schwelle der alten Haunsperger Schlosskapelle, oder an der Felsentreppe vor dieser, einen
Zweikampf. Dieses tragische Ende der Haunsperger wird ua in der von Jakob vHaunsperg
verfassten und im Kloster Michaelbeuern aufbewahrten Haunsperger Familienchronik
geschildert:
„Als sich aber zween Brueder mit Namen Harthold und Dypold zertragen und tödtlich uneins
worden, ja dermasses in Vehd und Feindschaft gerathen, dass niemand verhueten mögen und auf
das Löben an einander nachgestellet, welches ihr böses Fürhaben sich zuletzt im Schlosse und
Herrschaft an der Salza gegen Laufen über gelegen ain End gemacht, dass sich also unversehens
so zugetragen. Nachdem der ain Brueder sein Gebeth in der St. Pankrazen=Kirchen im Schloss
verricht und herausgehen wollen, ist ihme der andere Bruder begegnet, haben also beede zu den
Waffen griffen und unter der Kirchthür auf dem finsteren Gang nach getroffenen Kampf beede
aneinander leider entleibt, daß der ain, wie man sagt, hinein, und der andere heraus todter gefallen
ist, welches erbärmliche Ort noch heutiges Tages im Schloß Haunsperg gezeiget wert. Auf solches
schröckliches Endt hat das Erzstift Salzburg die Herrschaft von innen samt dem Landgericht
viscalisch und verfällen Gütt zur Straffe eingezogen.“
König Ludwig vBayern, der 1813 im Haunsperg-Schloss Weitwörth (Salzburg) weilte, hielt das
tragische Geschehnis in einer Ballade fest, dessen „Schlüsselstelle“ lautet:
115 Michalek, Haunsberg, 227ff, nach Bucelinus Gabriel, Germania Genealogica Germaniae IV, Fragmentum
Genealogicum ..de Havnsperg. Augsburg/Ulm 1655.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Titel
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Untertitel
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.25 x 29.72 cm
- Seiten
- 106
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute