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'Solche mühe und unruhe halt" ich fast jede nacht und
schlief nur am tage. Das waren meine freuden %u Scheu-
henstein! und so trieb ichs nun an die sechs wochen, da ver-
dross michs endlich und ich schrieb dem Zirkendorf'er, <er
möge sich beim kaiser verwenden, dass die hauptmannschaft
%u Scheuhenstein einem andern übertragen würde, denn ich
könne solche sorge, angst und unruhe länger nicht mehr
ertragen, noch dieser schweren pflicht getreulich nachkom-
men, auf keine weise P C^08, 16J.
* Schon tags darauf schickte mir der kaiser den Zirken-
dorf er und ich übergab die Hauptmannschaft an Ostertag von
Giengen und den kommenden tag schon nahm mich Zirkendor-
fer mit sich in sein haus %u Reitenbach. Da gabs wohl mehr
bequemlichkeit als auf dem Scheuhenstein! Bis zum vierten
tag blieb ich bei ihm, dann %og ich fort in die Neustadt.*
'•In einem dorfe, hiess Gainfahrn, überfiel mich die
nacht. Es war eigenthum Stephans vonllohenberg und ich war
froh es erreicht zu habenund überzeugt daselbst gute Herberge
zu finden. Doch ward ich da von einem bauer, heonhart
Magen hiess er, gar schmählich behandelt. Der mann gab
sonst willig herberge, namentlich manchen, pfäffen, sehr ei-
bern und ähnlichen leuten. Als ich anlangte war er nicht
daheim, sein kriecht aber sprach zu mir '•Geht nur herein,
mein Herr nimmt euch wohl gerne aufP Da war ich froh,
trat ein und legte von mir mantel, Haube und mein geräthe.
Selbst Stiefel, spornen und schwert that ich von mir im vor-
gefühle behaglicher Herberge. Drauf Hess ich mir, bis man -zu
nacht ässe, wein brot und käse reichen und setzte mich zu
zwei andern gasten, zwei Schreibern des abbts von Molk.
In ihnen fand ich gute gesellschaft und wir kurzweilten ganz
lustig am breite. Wie wir nun so sassen, tranken und assen,
da tritt der wirth herein, brummend wie ein schwärm um
einen bienenkorb. Ich trat ihm freundlich entgegen und
sprach ihn um Herberge an lmich hätte die nacht überfallen
und Hesse mich nicht weiter ziehen.* Da frug er mich wem
ich %ugeliörte und wer ich wäre? '•Nu seht,* sprach ich <ich
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Titel
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Autor
- Th. G. v. Karajan
- Verlag
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1462
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.9 x 19.8 cm
- Seiten
- 580
- Schlagwörter
- Chronik, Strophenform
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918