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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Paolo Budroni 58 und zur Schau stellt. Die Orangerie also, auf einer »Postkarte«, als »Werbe- plakat«, als überdimensional dargestellte Kulisse eines allmächtigen und aufgeklärten Herrschers, der im Winter die Welt wundervoll zum Blühen bringt, um sich und seinen Hof die besten Musiker, Librettisten und Opern- komponisten jener Zeit versammelt, darunter diejenigen auswählt, die meis- terhaft in der Lage sind in ein paar Tagen zwei beachtliche Werke zu schrei- ben und zu komponieren, dabei auch noch kulturelle und sprachliche Gren- zen sprengend – das alles konnte durch dieses Bild überzeugend dargestellt werden. Die Darstellung (descriptio) dient immer der Erzählung (narratio). Und sie untersteht immer der Erzählung. In der antiken Rhetorik ist die descriptio (ékphrasis) eine Sequenz von Zuständen und sie unterbricht die narratio im Augenblick, wo sie an einem bestimmten Ort dargestellt wird. Ihre Funktion ist die des Informierens.17 Diese besondere Art des Informierens verfolgt jedoch den Zweck die im Bild dargestellte Realität als glaubhaft darzustellen (z.B. Omnipotenz des Herrschers) und die Erzählung (narratio) im verosimile – also dem, was man als wahrhaft darstellen will, im Spannungsbogen zwischen Sein und Erschei- nung – zu verankern. Dies soll durch die überzeugende und gekonnte An- wendung einer ganzen Serie von »Informationsbausteinen« erfolgen, wie z.B. die Darstellung eines exklusiven Ortes (Orangerie des Schlosses), die Umge- bung (weit, beheizt und hell erleuchteter Raum), eine Landschaft (üppige und fruchtbare Zusammenstellung von exotischen Pflanzen, Symbole des Wohlstandes), die Menschen (entspanntes Beisammensein von höhergestell- ten und vermutlich wohlhabenden Entscheidungsträgern, darunter auch der Kaiser, vermutlich die oberste Spitze des Staates). Das alles vermittelt (»ver- kauft«) dieses verosimile als die Wahrheit).18 Die Propagandaziele konnten hiermit verfolgt werden und das Theater weiterhin als Vermittler und als wertvolles Instrument in der kaiserlichen Kommunikationspolitik angewendet werden. Wohlgemerkt in einer Welt, die über weit weniger Kommunikationsmittel verfügte als heute. Jedoch die Tatsache, dass ausgerechnet Loeschenkohl damit beauftragt wurde, sagt noch etwas Zusätzliches aus. Seine Blätter sind als Kulturdoku- mente ihrer Zeit auch heute noch geschätzt. Seine später periodisch erschie- 17 In dieser Kategorie der Information, fallen auch solche Unterkategorien, wie u.a. die der Werbung (scheinbare Information, die durch Redundanz und Reiteration der Information gekennzeichnet ist) und u.a. die Propaganda. Vgl. zur Descriptio: Marchese, 1986, La descrizione, s. 101 und ff. wie auch Marchese, Dizionario di retorica e di Stilistica, Milano, 1981. 18 Ein Phänomen, dem wir heute jeden Tag ausgesetzt sind, z.B durch die Reality- Shows oder noch banaler durch einfache Radio oder Fernsehsendungen erzielt: »ich glaube es, weil ich es im Radio gehört habe« oder »Ich glaube es, weil ich es in den Nachrichten gesehen habe«. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Titel
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Untertitel
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Autor
Paolo Budroni
Verlag
V&R unipress
Ort
Göttingen
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
135
Kategorie
Kunst und Kultur
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