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Höfische Theaterfeste in Wien
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Lage, Trauer- und Epidemienzeiten bestimmten was, wann, wo, vor welchem
Publikum gespielt werden durfte, auch als man seit dem ersten Jahrzehnt des
18. Jahrhunderts mit dem Komödienhaus der Stadt Wien nächst dem Kärnt-
nerthor über ein öffentliches Theater verfügte, dem eine Generation später
1741 das Burgtheater folgte. Festliche Exklusivität bot man im, von Frances-
co Galli-Bibiena noch in der Regierungszeit Leopold I. im Jahr 1700 errichte-
ten, großen Hoftheater nur mehr zu besonderen Anlässen, wie den Geburtsta-
gen des Herrscherpaares, oder anlässlich von Staatsbesuchen. Um die Kosten
zu beschränken mussten den Appaldatores bewilligt werden, dass sie für
Wiederholungsvorstellungen einem breiteren zahlungswilligen Publikum die
Tore öffneten. Festliche Exklusivität zog sich in die Hofburg zurück, in einen
kleineren Theatersaal, in dem man die Faschingsopern gab oder in den so
genannten spanischen Saal und in verschiedene Antecamere in die man ein-
fache Bühnen stellte. Maria Theresia sorgte dann, dem Geschmack und
Raumgefühl der Zeit entsprechend dafür, dass in ihren Schlössern (Schön-
brunn und Laxenburg) intime Theater errichtet und das selten benützte, im-
mer neu reparaturanfällige große Hoftheater abgerissen und in die Redouten-
säle verwandelt wurde.
Das Theater wurde nach und nach seiner sozialen Exklusivität, vor allem
aus wirtschaftlichen Gründen, entbunden. Die Festopern-›Premieren‹ fanden
im Großen Hoftheater vor geladenem Publikum statt, seit 1732 durften die
Pächter-Unternehmer die Wiederholungen einem zahlenden Publikum öff-
nen. Im Theater nächst dem Kärntnerthor waren längst Hans Wurst und seine
Nachfolger eingezogen, wer den nicht hohen Eintrittspreis erlegte, konnte an
dem Theaterereignis teilnehmen. Im Burgtheater in das die Kaiserin durch
einen Gang gelangen konnte, ohne die Wege des Publikums kreuzen zu müs-
sen, blieben die Logen der – zahlenden – Hocharistokratie vorbehalten, die
Plätze im Parterre und auf der Galerie konnte jeder erstehen. Maria Theresia
wusste das Theater als Massenmedium zu nutzen, etwa wenn sie das Publi-
kum von ihrem Platz aus über besondere Ereignisse informierte.
Für einige Spielzeiten entstand eine Exklusivität besonderer Art durch das
von Staatskanzler Wenzel Anton Dominik Graf (Fürst) Kaunitz-Rietberg
durchgesetzte französische Burgtheater. Hervorragende Schauspieler aus
Frankreich wurden zwischen 1752 und 1772, mit einer Unterbrechung von
vier Jahren, verpflichtet, im Burgtheater aufzutreten. Das fremdsprachige
Theater rechnete sich allerdings nicht und trug die Hauptschuld am Bankrott
mehrerer Pächter, da die nötige Sprachkompetenz fast nur in Adelskreisen
gegeben war. (Das französische Theater war doppelt so teuer als das deutsche
und brachte nur die Hälfte an Einnahmen.)3 Das deutschsprachige Theater,
dem das Extemporieren verboten worden war blieb das Theater nächst dem
Kärntnerthor. Durch Gluck und Noverre, wurde dieses Haus zu einem bedeu-
3 Hadamowsky pp.212ff, 241ff.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur