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Der Komponist als Unternehmer
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gedruckt und verkauft werden sollten. Das Exemplar sollte um einen Laden-
preis von 1 fl angeboten werden. Weiters wurde vertraglich festgelegt, dass
der Verleger sich nach dem Verkauf der ersten Auflage verpflichtet, inner-
halb von 2 Monaten keine weiteren Exemplare feilzubieten. Erst nach dieser
Frist sollten die Rechte der Veröffentlichung auf den Verlag übergehen.
Die Erstveröffentlichung dieses Werks von Beethoven war ein voller
künstlerischer wie auch finanzieller Erfolg.5 Andere Verleger rissen sich
förmlich um den Nachdruck des Opus 1 und wetteiferten um die Gunst des
Komponisten.6 Der Verlagskontrakt über das Opus 1 und die Tatsache, dass
Beethoven die Opuszählung als erster Komponist bewusst für kommerzielle
Zwecke einsetzt, zeigen, dass der 25jährige bereits die »Künstlerpersönlich-
keit« besaß, »um ein solches System durchzusetzen und den untereinander
konkurrierenden Verlegern die eigenen Bedingungen bis zu einem gewissen
Grad diktieren konnte«. (Geck, 1996: 28).
Mit Beethoven ist somit der Wandlungsprozess vom Hofkomponisten zum
Unternehmer endgültig vollzogen. Im Jahr des »Festes in der Orangerie zu
Schönbrunn«, also 1786, war er noch voll in Gang und verkörpert in den
beiden Protagonisten, Salieri und Mozart, wobei der Vertreter des alten höfi-
schen Systems (Salieri) dem erst im Entstehen begriffenen Unternehmertypus
(Mozart) gegenüber steht. Aus der historischen Distanz betrachtet, ist es
daher nicht verwunderlich, dass sich der Vertreter des marktwirtschaftlichen
Systems künstlerisch wie auch wirtschaftlich klar gegenüber dem Hofmusi-
ker durchgesetzt hat, und das nicht nur im Mozartjahr 2006.
5 Die Einladung zur Subskription ergab rasch eine Bestellung von 250 Exemplaren
und weil Beethovens Freund und Logisgeber, Fürst Lichnowsky, dem diese Kla-
viertrios auch gewidmet waren, heimlich die Druckkosten bezahlte, floss der ge-
samte Reinertrag dem Komponisten zu. Beethoven spricht in einem Brief an Niko-
laus von Zmeskall von einem Verkaufserlös von 500 fl oder sogar mehr. (Ka-
ster/Kapp, 1910/79: 23-24).
6 »Im Laufe von drei oder vier Jahrzehnten kam es zu nicht weniger als zwanzig
Auflagen, einschließlich der Arrangements bis zur Symphoniebesetzung«. (Zobe-
ley, 1965: 38).
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur