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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Ein Fest ohne Da Ponte 109 Frauen und zu Spiel.9 Wie Casanova ist auch Casti für Da Ponte eine Person hoher Ambivalenz, Gegenstand von Bewunderung wie Abstoßung gleichzei- tig. Dies auch deshalb, weil Da Ponte wesentliche Anteile seiner Person, seiner »Libertinage«, in den Memorie – geschrieben im puritanischen New York – auf genannte Personen nachträglich projizieren respektive abspalten konnte. Bei Casti gewinnt dies durch die existenzielle Bedrohung zusätzliche Intensität, gerade auch deshalb, da er sich durch das subtile Agieren eines im Hinblick auf seine dichterische Potenz schwer angreifbaren Gegners vor Zerreißproben gestellt sah – im Intrigenspiel des höfischen Theaters. Wie Da Ponte in seinen Memorie durchklingen läßt, hat sich zwischen dem Theaterdichter und dem Kaiser eine besondere Beziehung herausgebil- det, die sich mit dem Begriff der »Verwegenheit« beschreiben ließe. Dies impliziert idealtypisch eine wechselseitige Bereitschaft zum Risiko: von Seiten des Herrschers die Achtung des Selbstbewusstseins und der Eigen- ständigkeit des Künstlers, von seiten des Künstlers die konsequente Reprä- sentation dieses Selbstbewusstseins dem Herrscher wie jedem Dritten gegen- über als Voraussetzung künstlerischer Produktion. Die »Verwegenheit« hat in jener strukturell assymetrischen Beziehung für den Künstler zur Folge, dem Herrscher auf »Augenhöhe« begegnen zu können – Voraussetzung auch für dessen Respekt und Wertschätzung. Im Hinblick auf das Verhältnis von Joseph II. und Lorenzo da Ponte mag dabei gerade der Aspekt der »jungfräu- lichen Muse« (so der Ausruf des Kaisers, nachdem ihm Da Ponte bei der ersten Begegnung gestanden hatte, noch kein einziges Libretto verfasst zu haben) nicht so sehr als retardierender Faktor, sondern vielmehr als Aus- gangspunkt einer lustvoll risikoreichen Spiel-Situation angesehen werden, in welche sich Kaiser wie Dichter begeben. Die erste Begegnung mit dem Kai- ser wird von Da Ponte als eines des denkwürdigsten Ereignisse seines Lebens geschildert: »Dies war ohne Zweifel der glücklichste, genussreichste Augen- blick meines ganzen Lebens. […] Dies allein schon gab mir die Kraft, in meiner nicht kurzen theatralischen Laufbahn in Wien alles zu ertragen, und war mir eine mächtigere Hilfe als alle Vorschriften, als alle Regeln des Aris- toteles, die ich wenig gelesen und noch weniger studiert hatte. Es war die Seele meines ganzen poetischen Triebs und führte mir die Feder bei meiner großen Menge Dramen, die ich für sein Theater geschrieben habe, und end- lich ließ mich dies aus einem sehr heftigen Kampfe siegreich hervorgehen, der gleich beim Antritt meiner Stelle mit einer Anzahl unversöhnlicher, schlechter Kritiker, Pedanten, Halbgelehrten, elenden Dichtern, und nach allen diesen mit einem der berühmtesten und größten Dichter unseres Jahr- hunderts begonnen hatte, der mir die höchste Ehre bezeugte, mich nicht allein 9 Lorenzo da Ponte: Denkwürdigkeiten, op. cit., S. 258 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Titel
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Untertitel
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Autor
Paolo Budroni
Verlag
V&R unipress
Ort
Göttingen
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
135
Kategorie
Kunst und Kultur
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