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Das Fest in der Orangerie im Spiegel der »Wiener Zeitung«
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1703 wurde sie als »Wiennerisches Diarium«2 gegründet, und zwar auf di-
rekten Wunsch von Kaiser Leopold I.: Er wollte ein Blatt, das die kaiserliche
Residenzstadt repräsentiert. Und vergab dazu ein Privileg, wörtlich gesagt
also eine Bewilligung. Damit war die Zeitung zwar eng an das Kaiserhaus
gebunden – teilte ihr Schicksal allerdings mit den meisten Blättern jener Zeit.
In der Ära von Joseph II. (1780–1790) sollte sich die ursprüngliche Bestim-
mung jedoch bitter bemerkbar machen: Von den gelockerten Zensurbestim-
mungen des Kaisers konnte allein die »Wiener Zeitung« nicht profitieren. Als
führende Zeitung der Monarchie – die Auflage rangierte vermutlich bei meh-
reren tausend Stück – nutzte er sie als Verlautbarungsblatt.
Was wortwörtlich zu Hofberichterstattung führte – von dem und für den
Hof. Zweimal wöchentlich erschien das Blatt, der Inlandsteil wurde von
Mitarbeitern der Hofkanzlei zugeliefert. Eine Staatszeitung war das aber doch
nicht so ganz: Der Auslandsteil wurde zur Domäne, weil man darin Recher-
chen, aber auch reichlich Courage investierte – ganz besonders, als ein auf-
geklärter Redakteur 1789 die französische Proklamation der Menschenrechte
in vollem Wortlaut veröffentlichte.
Was das nun für das Fest in der Orangerie heißt? Dass wir genaueres er-
fahren hätten, wenn Mozart ein Ausländer gewesen wäre und etwa vor dem
englischen Königshaus gespielt hätte. Zum Fest in der Orangerie war mögli-
cherweise – ähnliche Floskeln legen das nahe – der gleiche Mitarbeiter der
Hofkanzlei erschienen wie schon im Vorjahr, als am gleichen Ort Theaterstü-
cke gezeigt wurden. Und dass sein Augenmerk – der Name des Autors lässt
sich nicht eruieren – ganz und gar dem Arbeitgeber galt, liegt auf der Hand.
Womit die »Wiener Zeitung« jedenfalls eines liefert: Ein erstaunliches
Äquivalent zu jener Perspektive, die Löschenkohls Fundstück von diesem
Abend entwirft.
2 Vgl. Es begann als »Wiennerisches Diarium. In: Zeiten auf Seiten. 300 Jahre
Wiener Zeitung 1703-2003, S. 43-51. Beilage der Wiener Zeitung, 2003.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur