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Laut Erläuterung des Musikwissenschaftlers Dr. Arnold Blöchl, ist mit Lochpfeife eindeutig eine
Einhand-Flöte, Schwegel-Flöte gemeint. Es handelt sich um eine klappenlose hölzerne Querflöte, mit
6 Grifflöchern, seitlichem Anblasloch, Tonreihe von 2 ½ Oktaven. Sie sei eines der ältesten und
urtümlichsten Instrumente, seit dem 12. Jh nachweisbar; oft werde sie für mehrstimmiges Spiel von
einer zweiten Pfeife oder von einer Rührtrommel begleitet. Diese Instrumente der Landsknechte
waren ua bei Lustbarkeiten des Adels und des einfachen Volkes, Schützen- und Tanzmusik, Jagd, etc
in Verwendung. Die Schwegel (-Pfeife) komme seit dem 12. Jh besonders im Süddeutschen Raum
vor. 63 Die Hagener Lochpfeife soll laut (1963 zerstörten, nur zum Teil in Abschriften erhalten
gebliebenen) Archivangaben bis ins 18. Jh verwendet worden sein (s.u.).
Der Begriff „Lochpfeife“ [Schwegel-Flöte ] dürfte als eine im Schwäbischen gebräuchliche lokale
Bezeichnung mitgebracht worden sein. Das Geschlecht der Herren von Wallsee stammte aus dem
schwäbischen Waldsee, heute Bad Waldsee, einige Familienmitglieder hatten mit Rudolf von
Habsburg in Palermo studiert, was ein freundschaftliches, enges und vertrautes Verhältnis zwischen
Wallseern und Habsburgern begründete. Sie erhielten für ihre Loyalität, Treue, militärische Verdienste
und finanziellen Auslagen Güter in ihrer neuen Heimat als Entgelt oder Pfand, so ua das Gut im
Haken, und vertauschten in der Folge 1331 ihre schwäbischen Güter gegen Besitzungen in
Österreich.64
Andrea Wolfsteiner greift in ihrer Diplomarbeit über die Schwegelpfeife ua drei berühmte Komponisten
für den Einsatz dieses Instruments in ihren Kompositionen heraus: Michael Haydn (Sinfonia in C,
1773), Christoph Willibald Gluck (in seiner komischen Oper "La Rencontre imprevue", Der Pilger von
Mekka, in der Ouverture und in Nr. 23 einen "pfiffero"), und Leopold Mozart (Divertimento militare,
1756).65 Familie Mozart war am 1. Oktober 1762 in Schloss Hagen zu Gast (s.u.).66
** Was das "Wallseer Lied" betrifft, gilt es (derzeit) als verschollen. Noch lange nach
dem Aussterben dieses Geschlechtes, sogar noch zur Zeit des Baron Nicklas vClam
[Hagen 1725 > 1748] war es aus alter Tradition bei allen größeren Festen in der
Schlosskapelle Hagen mit der Lochpfeife gespielt worden. Melodie und Text hatte
Clam entweder in seinem Untertanen- Lehrbuch nicht festgehalten, oder aber sie
waren in anderen uns nicht mehr zugänglichen Abschriften enthalten, bzw die
Forscher Friedrich Tscherne, Max Gielge, Ludwig Pruscha hatten keine Noten- bzw
Textabschrift davon gemacht, wiewohl dies bei Max Gielge und seiner Vorliebe für
Musik eher unwahrscheinlich anmutet. Die Notizen dürften vielmehr verloren
gegangen sein. Da Schloss Hagen und sein reichhaltiges Archiv nicht mehr
existieren, ferner im Schloss (Nieder-) Wallsee [wo Barbara, die letzte Wallseerin
ihren Lebensabend verbracht hatte, und das Wallseer Lied gewiss aus Tradition
mitgenommen hatte] und auch im Stadtarchiv Bad Waldsee keinerlei Hinweise mehr
zu finden waren, konnte die Spur nicht weiter verfolgt werden.67
5)* Für den 4. Dezember 1484 nennt „Das vierth N.-B. u. Copialbuch der capelln im
hackhen bey lyntz“ [Taufbuch]: „Hanns, erscht sun des Ott fischer vnd der Anna,
63 Erläuterung Dr. Arnold Blöchls, PI 21. Juli 2010. Eidenberger Josef, PI 2009, 23. März 2010. Schäffer,
Johannes-Kapelle, 33f. Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 1. Aufl., 54. Schäffer, Blickwinkel Raritäten.
Erzherzog Franz vHabsburg-Lothringen wusste von dem Wallseer-Lied, wäre sehr interessiert daran gewesen,
fand in seinem Schloss Wallsee/NÖ weder Noten noch Text des gesuchten Liedes; Schloss Niederwallsee sei
von den Vorbesitzern total ausgeräumt worden. EH-in Margaretha vHabsburg-Lothringen, PI 9.und 16. Jänner
2008. Hirschfeld, PI 4. Juni 1999: Lehrer Max Gielge berichtete des Öfteren vom „Wallseer Lied“. Gielge Günther
und Hans jun., PI 7. November 2008: Die Unterlagen Max Gielges seien leider nicht erhalten geblieben.
Lochpfeife = Lochflöte, kleine Sopranblockflöte. >Spruch „man pfeift aus dem letzten Loch“.
64 vHabsburg- Lothringen Franz Salvator, Erzherzog, tel. /persönl. PI (Privatinformationen) 4. Mai 2004/ 11.
Oktober 2007 Wallsee: Friedrich II. vHohenstaufen, der in Palermo residierte, ließ die Söhne seiner
Schwäbischen Adeligen dort in Recht, Wirtschaft, Verwaltung, Bau- und Kriegskunst ausbilden, sodass diese als
die besten Heerführer, Verwaltungsfachleute und Diplomaten ihrer Zeit galten. Stadtarchivar Barczyk, diverse PI.
65 Wolfsteiner, Schwegelpfeife, 18.
66 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 13. Schäffer, Persönlichkeiten Hagen, 31.
67 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 19, Aus dem „Clam´schen lerbuechl 1741“. Negative Auskunft EH-in
Margarethas/EH Franz Salvators vHabsburg-Lothringen, Schloss Niederwallsee, PI 9. und 16. Jänner 2008.
Stadtarchivar Barczyk, Bad Waldsee, PI 2010.
Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Titel
- Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 44
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur