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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Susanne Rode-Breymann 30 Räume für Gesagtes und Gezeigtes Libretto, Musik, Aufführungsort, Bühnenraum und Tanz fungierten im Musiktheater- system des Wiener Kaiserhofes gleichermaßen als Medien der Kommunikation. Dabei sah man sich in diesem ästhetischen System nicht genötigt, Aussagen durch jede der beteiligten Bühnenkünste mehrfach kommunikationssicher zu vermitteln. Als kommu- nikationssicher galt, was entweder durch das Libretto oder die Musik oder den Bühnen- raum oder den Tanz vermittelt wurde. Das Gesagte und das Gezeigte standen mithin ebenbürtig im Dienst der musiktheatralen Inszenierung fürstlicher Macht. Dabei waren die Gewichtungen zwischen dem Gezeigten und dem Gesagten ab- hängig von den Öffentlichkeitsgraden, d.  h. auch den Räumen der Aufführungen. Die große Öffentlichkeit wurde durch visuelle Pracht beeindruckt, in kleinem Kreis ließen sich Ordnungsvorstellungen Kraft des Gesagten vermittelten. Bezüglich der Geburtstagsopern des Kaiserpaars bildeten sich dabei drei Typen heraus: Typ 1 thematisierte auf belehrende Weise Wissensbestände,27 kam mit so gut wie keiner Handlung und dementsprechend mit einem (oder höchstens zwei) Bühnenbildern aus und wurde in kleinen, eher ›privaten‹ Räumen aufgeführt. Musikalisch benötigte dieser ganz auf das Sagen fokussierte Typ nicht mehr als Rezitative und Arien. Typ 2 etablierte in zum Teil mehrjährigen Diskursreihen vor allem ethisch-moralische Wissensbestände über Liebe, Treue, Freundschaft und Themen wie HerrscherInnen- Images, gewährleistete mit minimaler Handlung dramaturgische Plausibilität, war in größeren Räumen lokalisiert und szenisch (mehr Bühnenbilder) wie auch musikalisch (auch Duette und gelegentlich von der Violine begleitete Arien) größer dimensioniert als Typ 1, aber wie in diesem stand das Sagen im Mittelpunkt. Typ 3 kommunizierte vor allem politische Wissensbestände, indem allegorische Hand- lungen auf der Bühne den Rezipierenden sinnbildlich Einsicht in die aktuelle Situation vermittelten, was logischerweise eine Aufführung in größeren Räumen für ein größeres Auditorium sinnvoll macht. Da sich in diesem Typ handelnde Helden und Heldinnen in verschiedensten Situationen und Hemisphären zu beweisen hatten, war die Zahl der Bühnenbilder größer und wurde auch musikalisch alles zu Gebote Stehende ausgeschöpft. Während in den Geburtstagsopern eine Diskursivierung der Gattung zu beobachten ist, also das Sagen im Vordergrund stand, zeitigte die Reduktion von Handlungsintrigen, bzw. das Aussparen von Handlung, in den Namenstagopern für das Kaiserpaar einen an- deren Gattungstyp  – eine sich dem Tableau annähernde Erscheinungsform der Gattung, in der Bilder von Tugenden und allegorische Bilder von Heldentaten nebeneinander auf 27 Vgl. dazu Strohm 2002, S.  76: »The passionate sentences with which Michel Foucault describes  – or rather deplores  – the shift in cultural attitudes from the sixteenth to the seventeenth century in Europe, seem to make the same point in two distinct domains (although they are strung together in a single rhe- torical climax): one is the domain of the senses, the other in that of knowledge, memory and learning.«
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Titel
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Untertitel
Hof – Oper – Architektur
Autoren
Margret Scharrer
Heiko Laß
Herausgeber
Matthias Müller
Verlag
Heidelberg University Publishing
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Abmessungen
19.3 x 26.0 cm
Seiten
618
Schlagwörter
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Kategorie
Kunst und Kultur
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