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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Roswitha Jacobsen 82 3.  Akt, sondern ist wesentlich für die gesamte Handlung und die spezifische Umsetzung des Liebesdiskurses in diesem Singspiel. Auch die athenische Prinzessin Orisbe bedient sich gleich zweier Verstellungen, um ihren abtrünnigen Geliebten zurückzugewinnen. Ihre Verkleidung als Olmiro ermög- licht es ihr einerseits, dem Geliebten nach Ithaka nachzureisen. Andererseits ist ihre Maskerade Teil der Intrige, die sie gemeinsam mit Penelope in Gang setzt: Sie spielen ihrer Umwelt vor, dass Penelope endlich einen der Freier erwählt habe, nämlich Olmiro. Zugleich versucht der vermeintliche Olmiro Acrisios Passion wieder umzulenken von Penelope auf Orisbe, bleibt damit aber erfolglos. Lediglich Acrisios Eifersucht auf Olmiro wird angestachelt, eine weitere Explikation des Eifersuchtsthemas im Stück. Um ihr Ziel zu erreichen, muss Orisbe ein zweites, wirkungsvolleres Spiel im Spiel inszenieren: Sie erscheint Acrisio als mahnender Geist an dunkler Grabstätte (III/8), dramaturgisch in der Funktion eines Deus ex machina, und bewirkt damit, dass er reumütig zu der sich als Orisbe Enthüllenden zurückkehrt und ihr fortan »beständige Liebe« verspricht. Auch die Orisbe-Acrisio-Handlung ist weniger Nachahmung von ›Wirklichkeit‹ als Zitat von Elementen des Liebescodes. Außer diesen Spiel-im-Spiel-Konstellationen wird ein ikonisches Zeichen als Int- rigengenerator eingesetzt, und zwar das Bildnis der Penelope. Einmal durch Lippone versehentlich dem Falschen, nämlich Acrisio statt Ulysses ausgehändigt, befeuert es dessen Liebe und schürt die Eifersucht Orisbes, die sich von Penelope getäuscht glaubt (II/2), bis Letztere es Acrisio entreißt und Orisbe übergibt, damit diese, als Olmiro ver- kleidet, Acrisio damit eifersüchtig machen könne. Das Bild als Beweis für diese oder jene Liebesverbindung erweist sich als trügerisches Zeichen: Es wird entweder falsch gelesen oder gar gezielt dazu eingesetzt, falsch gelesen zu werden. Die Wahrheit ent- hüllt es nicht, vielmehr verstärkt es zuverlässig die Blindheit der in ihren jeweiligen Wahnvorstellungen befangenen Figuren. Schließlich ist die Nebenhandlung um eine komische Figur nicht zu vergessen, die hier wie in zahlreichen anderen frühneuzeitlichen Stücken die ›ernste‹ Haupthandlung konterkariert und insofern per se als Manifestion des Metatheatralen zu verstehen ist. Die komische Figur wird hier durch den geldgierigen, dümmlichen, aber treuen Diener Lippone verkörpert.43 Ihm sind vollständig die beiden Interludien zwischen den drei Akten gewidmet, in denen er durch seine vertrauensselige Naivität leichtes Opfer von Betrügern wird, die ihn, indem sie ihm etwas vorspielen, gleich mehrfach um die zu- vor ergatterten Geldstücke bringen. Auch in der Nebenhandlung gibt es also mehrere Spiel-im-Spiel-Sequenzen. Lippone sorgt indes auch in der Haupthandlung für allerlei komische Situationen und Irrungen durch seine Fehlleistungen, spielt aber durchaus auch eine wichtige Rolle für den Fortgang der Handlung, da er durch seine Geschwätzig- keit die Intrige der Penelope erst ermöglicht. Die Figuren auf der Bühne, insbesondere 43 In der italienischen Version: Lippio. Vgl. Stenmans 2013, S.  463.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Titel
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Untertitel
Hof – Oper – Architektur
Autoren
Margret Scharrer
Heiko Laß
Herausgeber
Matthias Müller
Verlag
Heidelberg University Publishing
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Abmessungen
19.3 x 26.0 cm
Seiten
618
Schlagwörter
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Kategorie
Kunst und Kultur
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