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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
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nicht nachwie vordavon ausgingen, dass ihreBotschaft zur historisch-politi- schenAllgemeinbildunggehört,warumwurdensiedannausgewählt? Mankönnte sogarnocheinenSchrittweitergehenundbehaupten, dassGe- schichteeigentlicherstdannrichtigwirkmächtigwird,wennsiesichzuMythen verdichtet, die geglaubt oder auchnicht geglaubtwerden, die aber allseits be- kanntsindundalsrelevanterachtetwerdenundüberdiemansichpositionieren kann. Wird ein bis dahin weithin geglaubter Geschichtsmythos als solcher ›entlarvt‹, ist dies immernocheinEreignis, das auchvonden tagespolitischen Medienaufgegriffenunddiskutiertwird. DerOrtdesMythos ließe sichmithin imAssmannschenModell des kollek- tivenGedächtnisses so veranschaulichen, dass er parallel zumkulturellenGe- dächtnis liegt: Im kommunikativen Gedächtnis der Lebenden ist Geschichte nochpolyvalentundnicht ausgehandelt, dann folgt nachder floating gap ent- wederdieErinnerungdurcheinekleineEliteder story tellers–oder aber,weit überdiesekleineGruppehinaus,derMythos,wobeimanannehmendarf,dass derMythosprägenderfürdasGeschichtsbewusstseinineinerGesellschaft istals dieWissenschaft als einederManifestationendes kulturellenGedächtnisses.64 WieMythen in der Gesellschaft tatsächlichwirken, ist dabei empirisch kaum erhebbar.ErnstCassirer erläutert: Seine[desMythos]echteÜberwindungmußaufseinerErkenntnisundAnerkenntnis beruhen:NurdurchdieAnalyseseinergeistigenStrukturläßtsichnachdereinenSeite seineigentümlicherSinn,nachder anderenseineGrenzebestimmen.65 Überdie bisherigenDimensionenhinausgehend, könntendie Funktionenvon MythennochaufeinerweiterenEbeneanalysiertwerden–nämlichaufjenerder »Ökonomie«.MitdermedialenAufbereitungvonMytheninFormvonLiteratur oder Film lässt sich viel Geld verdienen.Mythenwerden daher auch deshalb erzählt und tradiert, weil deren Erzählung finaziellen Gewinn bringt. Diese Analyseebene kann verknüpft werden mit der ästhetischen und politischen Dimension.MythensindschönimSinnevoneingängig,weswegensieoftgerne rezipiertwerdenunddieRezipientensindauchdazubereit,dafür zubezahlen. Auf derEbenederÖkonomie kanndamit eineweiteremögliche Funktiondes Mythos inderGesellschaftbeleuchtetwerden. Man begreift also: Der Mythos lebt. Er nährt sich vielleicht gerade vom Orientierungsbedürfnis derMenschen in einer immer schnelllebigeren, hete- rogeneren, unübersichtlicheren und zunehmend entgrenzten Welt.66 Gerade 64 »NichtdurchseineGeschichtewirdeinemVolkeseineMythologie,sondernumgekehrtwird ihmdurchseineMythologie seineGeschichtebestimmt.«;Cassirer,Philosophie, 6. 65 Cassirer,Philosophie,XIV. 66 »BlumenbergsprichtvonderArbeitamMythos;aberkönntemanebensogutvonderArbeit desMythos reden, wenn man das faszinierende Schauspiel durch die ganze Geschichte Was ist einhistorischerMythos? 25 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Titel
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Untertitel
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Autoren
Roland Bernhard
Susanne Grindel
Felix Hinz
Herausgeber
Christoph Kühberger
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-0686-6
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
294
Kategorie
Lehrbücher
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