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Begründers und geben eine immer geringere Vorstellung von seiner Klugheit,
Vorsorglichkeit und Macht-Gegenwart. Denkt man sich diese rohe Art Logik
bis an ihr Ende gelangt: so müssen schliesslich die Ahnherrn
der mächtigstenGeschlechter durch die Phantasie der wachsenden Furcht
selbst in’s Ungeheure gewachsen und in das Dunkel einer göttlichen
Unheimlichkeit und Unvorstellbarkeit zurückgeschoben worden sein: – der
Ahnherr wird zuletzt nothwendig in einenGott transfigurirt. Vielleicht ist hier
selbst der Ursprung der Götter, ein Ursprung also aus der Furcht!… Und wem
es nöthig scheinen sollte hinzuzufügen: »aber auch aus der Pietät!« dürfte
schwerlich damit für jene längste Zeit des Menschengeschlechts Recht
behalten, für seine Urzeit. Um so mehr freilich für die mittlere Zeit, in der die
vornehmen Geschlechter sich herausbilden: – als welche in der That ihren
Urhebern, den Ahnherren (Heroen, Göttern) alle die Eigenschaften mit Zins
zurückgegeben haben, die inzwischen in ihnen selbst offenbar geworden sind,
die vornehmenEigenschaften. Wir werden auf die Veradligung und
Veredelung der Götter (die freilich durchaus nicht deren »Heiligung« ist)
später noch einen Blick werfen: führen wir jetzt nur den Gang dieser ganzen
Schuldbewusstseins-Entwicklung vorläufig zu Ende.
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Zur Genealogie der Moral
- Titel
- Zur Genealogie der Moral
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 148
- Kategorie
- Geisteswissenschaften