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der Souverainetät der Musik, so wie sie Schopenhauer begriff: die Musik
abseits gestellt gegen alle übrigen Künste, die unabhängige Kunst an
sich, nicht, wie diese, Abbilder der Phänomenalität bietend, vielmehr die
Sprache des Willens selbst redend, unmittelbar aus dem »Abgrunde« heraus,
als dessen eigenste, ursprünglichste, unabgeleitetste Offenbarung. Mit dieser
ausserordentlichen Werthsteigerung der Musik, wie sie aus der
Schopenhauer’schen Philosophie zu erwachsen schien, stieg mit Einem Male
auch der Musiker selbst unerhört im Preise: er wurde nunmehr ein Orakel, ein
Priester, ja mehr als ein Priester, eine Art Mundstück des »An-sich« der
Dinge, ein Telephon des Jenseits, – er redete fürderhin nicht nur Musik, dieser
Bauchredner Gottes, – er redete Metaphysik: was Wunder, dass er endlich
eines Tags asketische Ideale redete?…
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Zur Genealogie der Moral
- Titel
- Zur Genealogie der Moral
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 148
- Kategorie
- Geisteswissenschaften