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Gestalt: da ist sie der höchste Geist selbst, der herumwandelt, indem er
scherzt und spielt und sich ergötzt, sei es mit Weibern oder mit Wagen oder
mit Freunden, da denkt sie nicht mehr zurück an dieses Anhängsel von Leib,
an welches der prâna (der Lebensodem) angespannt ist wie ein Zugthier an
den Karren.« Trotzdem wollen wir auch hier, wie im Falle der »Erlösung«,
uns gegenwärtig halten, dass damit im Grunde, wie sehr auch immer in der
Pracht orientalischer Übertreibung, nur die gleiche Schätzung ausgedrückt ist,
welche die des klaren, kühlen, griechisch-kühlen, aber leidenden Epikur war:
das hypnotische Nichts-Gefühl, die Ruhe des tiefsten
Schlafes, Leidlosigkeitkurzum – das darf Leidenden und Gründlich-
Verstimmten schon als höchstes Gut, als Werth der Werthe gelten,
das mussvon ihnen als positiv abgeschätzt, als das Positive selbst empfunden
werden. (Nach derselben Logik des Gefühls heisst in allen pessimistischen
Religionen das Nichts Gott.)
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Zur Genealogie der Moral
- Titel
- Zur Genealogie der Moral
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 148
- Kategorie
- Geisteswissenschaften