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Vorwort
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Posse Hin und her bezeichnet er indes als „höhere[n] Blödsinn“, der aber „aufge-
führt“ werde, „und zwar am hiesigen Deutschen Volkstheater mit Moser und wahr-
scheinlich der Niese unter Martins Regie so um Sylvester herum“.8 Zu der geplanten
Inszenierung kam es jedoch nicht.Hin und her wurde erst am 13.Dezember 1934 am
Schauspielhaus Zürich uraufgeführt.9 Dass ein „Blödsinn“ gespielt werden sollte,
während „Pessimität“ keine Chance mehr habe auf deutschsprachigen Bühnen,
könnte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Horváth mit dem Werkprojekt Him-
melwärts der Darstellung der unmittelbaren „Pessimität“ wieder im Kleide eines
„Märchens“, und damit eines „höhere[n] Blödsinn[s]“, auswich.
Mit der Gattung des Märchens hatte Horváth schon in seiner frühesten Kurzprosa,
den so genanntenSportmärchen (1923/24), experimentiert.10 Dass er nach 1933 wie-
der auf komische Formen wie Posse, Zauberposse, Märchenposse, Lustspiel, Komödie
oder eben Märchen zurückgriff, dürfte damit in Zusammenhang stehen, dass er mit
der „Pessimität“ seiner Volksstücke kein Publikum und keine Regisseure mehr er-
reichte. Außerdem konnte er, wie er im Interview mit derWiener Allgemeinen Zeitung
artikulierte, im Kleide komischer Formen Themen ansprechen, die man in ernster Ge-
wandung nicht mehr verhandeln konnte. Dies gilt in verstärktem Maße auch für
seine späten Komödien Figaro läßt sich scheiden (1936), Ein Dorf ohne Männer und
Pompeji (beide 1937).11
Einen Terminus ante quem für die Arbeit an Himmelwärts liefert auch der Vertrag
mit dem Neuen Bühnenverlag über „all[e] Urheberrechte, Filmrechte und Vertriebs-
rechte an dem Bühnenwerk ‚Himmelwärts‘“ vom 19. April 1934.12 Eigentlich stand
Horváth spätestens seit der KomödieHin und her (1934), möglicherweise aber bereits
seit der Komödie Eine Unbekannte aus der Seine (1933), beim Georg Marton Verlag
(Wien/Berlin) unter Vertrag,13 der auch regelmäßige Zahlungen an den Autor leis-
tete.14 Ein Brief des Georg Marton Verlags an Horváth vom 16. September 1933 si-
chert Ersterem noch die Rechte für Horváths „nächstes abendfüllendes Werk […] zu
den gleichen Bedingungen“ wie fürHin und her, in dem Brief „Die Brücke“ genannt.15
Wie der Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag zustande kam, darüber lässt sich nur
spekulieren. Möglicherweise war Horváth nach der Liquidation des Kiepenheuer Ver-
lags,16 der Horváths Vertriebsrechte für Deutschland vom Georg Marton Verlag über-
8 Ebd.
9 Vgl. WA 6, S. 169.
10 Vgl. WA 13, S. 51–104.
11 Vgl. dazu Christopher B. Balme: The Reformation of Comedy. Genre Critique in the Comedies of
Ödön von Horváth. Dunedin: Department of German, University of Otago 1985 und ders.: Zwi-
schen Imitation und Innovation. Zur Funktion der literarischen Vorbilder in den späten Komö-
dien Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main:
Suhrkamp 1988, S. 103–120.
12 ÖLA27/S 1.
13 Vgl. den Vertrag vom 25. Juli 1933 zwischen Ödön von Horváth und dem Georg Marton Verlag,
Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur; vgl. auch WA6, S. 5 und
171.
14 Vgl. den Brief des Georg Marton Verlags an den Gustav Kiepenheuer Verlag vom 24.April 1933,
Kopie im Nachlass Krischke ÖLA84/Schachtel 19/2.
15 Brief des Georg Marton Verlags an Ödön von Horváth vom 16.September 1933, zitiert nach einer
Kopie im Nachlass Krischke ÖLA84/Schachtel 19/2.
16 Vgl. WA6, S.171 und Anonym: Verlage. In: Der Autor (Berlin), Nr.7, Ende Juli 1933, S.15 sowie
ebd., Nr. 9, Ende September 1933, S. 15.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik