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Vorwort
nommen hatte,17 auf der Suche nach einem neuen Verlag in Deutschland gewesen
und im Zuge dessen zum gleichgeschalteten Neuen Bühnenverlag gelangt.
Der Autor stellte 1934 auch einen Antrag auf Aufnahme in den Reichsverband
Deutscher Schriftsteller (RDS), dem am 11. Juli 1934 stattgegeben wurde, sodass er
von dem Zeitpunkt an Mitglied der Reichsschrifttumskammer war.18 Erst mit Be-
schluss vom 24. Februar 1937 wurde er von deren Mitgliederliste gestrichen, weil er
seit dem 1. Januar 1935 keine Mitgliedsbeiträge mehr bezahlt hatte und sich „seit
2 Jahren in Wien“ aufhielt.19
Horváth verpflichtet sich in dem Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag auch, sein
auf Himmelwärts folgendes „nächstes Stück“ diesem zu überlassen. Das Märchen
Himmelwärts wird jedoch das einzige Bühnenstück Horváths bleiben, das von dem
nationalsozialistischen Verlag gedruckt wurde. Ab der Komödie Mit dem Kopf durch
die Wand (1935), die Horváths nächstes abendfüllendes Stück sein wird, steht der
Autor beim Max Pfeffer Verlag (Wien) unter Vertrag. Die Verlagsgeschichte Horváths
dokumentiert auch sein biographisches Verhältnis zum Deutschen Reich, von dem er
sich im Sommer 1935, zur Zeit der Niederschrift von Mit dem Kopf durch die Wand,
entschieden abkehrte.20
Das Stammbuch des „Märchens in zwei Teilen“ Himmelwärts wurde vom Neuen
Bühnenverlag wahrscheinlich wenige Wochen oder Monate nach Vertragsabschluss
erstellt, also im Sommer oder Herbst 1934. Zu diesem Zeitpunkt waren dementspre-
chend die Schreibarbeiten zu K1 definitiv abgeschlossen. DieDeutsche Bühne meldet
am 24. September 1934 unter der Rubrik „Neuerwerbungen der Vertriebsanstalten“
die Übernahme vonHimmelwärts durch den Neuen Bühnenverlag.21 Bei dem erwähn-
ten Stammbuch handelt es sich um ein maschinenschriftlich vervielfältigtes ‚unver-
käufliches Manuskript‘ mit Copyright 1934, das nur für den Vertrieb des Stückes an
Theatereinrichtungen erstellt wurde. Das im Splitternachlass Horváth (ÖLA27) über-
lieferte Exemplar dieses Stammbuchs enthält eine Reihe von handschriftlichen Ein-
tragungen mit schwarzer Tinte, rotem und blauem Buntstift sowie Bleistift von frem-
der Hand, die eindeutig auf den Regisseur oder einen Dramaturgen der Uraufführung
des Stückes 1937 in Wien zurückgehen.22 Gedruckt erschien das Stück erstmals
1970/71 im Rahmen derGesammelten Werke, die von Traugott Krischke herausgege-
ben wurden.
Das genetische Konvolut und seine Chronologie
Das genetische Konvolut zum Werkprojekt Himmelwärts umfasst 93 Blatt, wobei
61 Blatt auf VA1 und VA2 sowie 32 Blatt auf K1 und K2 entfallen. Die vorgenommene
17 Vgl. das Schreiben des Gustav Kiepenheuer Verlags an den Georg Marton Verlag vom 20. April
1933, Kopie im Nachlass Krischke ÖLA84/Schachtel 19/2.
18 Vgl. die Akte Horváth in der Reichskulturkammer, R 9361-V/6585, Deutsches Bundesarchiv.
Horváth hatte die Mitgliedsnummer 875.
19 Ebd., Aktennotiz vom 19. Februar 1938; vgl. auch WA 6, S. 11f.
20 Vgl. dazu auch das Vorwort zuMit dem Kopf durch die Wand, in diesem Band S. 351.
21 Anonym: Neuerwerbungen der Vertriebsanstalten. In: Die Deutsche Bühne, 26. Jg., Heft 12,
24.9.1934, S. 246f.
22 Vgl. dazu den Abschnitt „Uraufführung und Rezeption“.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik