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Vorwort
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Gliederung der Werkgenese in zwei Vorarbeiten und zwei Konzeptionen sieht im De-
tail folgendermaßen aus:
Vorarbeit 1: Himmelwärts– Zauberposse in sieben Bildern: Merkl
Vorarbeit 2: Himmelwärts– Zauberposse in sieben Bildern: Kasimir
Konzeption 1: Himmelwärts– Märchen in zwei Teilen
Konzeption 2: Himmelwärts– Adaptierungsarbeiten
Vorarbeit 1:Himmelwärts– Zauberposse in sieben Bildern: Merkl
VA1 geht wahrscheinlich auf den Herbst 1931 zurück. Dies lässt sich aus der Datierung
der VA2 schließen, die mit einiger Sicherheit festgelegt werden kann.23 VA1umfasst
25Blatt an Entwürfen und Textstufen, in denen Horváth eine „Zauberposse“ (VA1/E1)
in sieben Bildern skizziert, die um die Figur Merkl (Franz) kreist. Diese Figur findet
sich auch in der Werkgenese vonKasimir und Karoline (hier erstmals in WA4/K1/E3)
und bleibt bis zu dessen Endfassung in 117 Szenen (WA 4/K4/TS15) erhalten.24 Mög-
licherweise geht die Figur Merkl auf die frühen Entwürfe zuHimmelwärts zurück (VA1
und VA2), dessen Ausarbeitung Horváth aber schon nach wenigen Wochen, vermut-
lich im Herbst 1931, wieder abbricht. In VA1/TS1 tauchen auch Kasimir und Karoline
als Figuren auf. Diese finden jedoch in VA1 keine weitere Verwendung und spielen erst
in VA2 wieder eine Rolle. VA1/E1 trägt noch den Werktitel „Im Himmel“. In allen wei-
teren Entwürfen von VA1 findet sich indes der Werktitel „Himmelwärts“, der bis zur
Endfassung des „Märchens in zwei Teilen“ K1/TS7/A2 erhalten bleibt.
Zentral für die Entwürfe der VA1 ist die Zweiteilung der Handlung in Bilder auf der
Erde und im Himmel bzw. in „Arkadien“ (erstmals in VA1/E5). Das erste Bild trägt in
vielen Strukturplänen von VA1 den Titel „Denkmalsenthüllung“ (erstmals in VA1/E1).
Dem folgt meist die eigentliche Handlung im Himmel (vgl. etwa VA1/E1 und E3). Der
Handlungsbogen, der in VA1 überwiegend sieben Bilder umfasst, schließt in vielen
Fällen „Wieder auf Erden“ (VA1/E3), wodurch eine zyklische Struktur, eine Art Rah-
mung der Handlung im Himmel entsteht. Häufig trägt das letzte Bild in VA1 den Titel
„Denkmal“ (erstmals in VA1/E5) oder „Beim Denkmal“ (erstmals in VA1/E6). In der
zwischen den rahmenden Bildern skizzierten Handlung spielen zunächst ein Inge-
nieur und ein Feinmechaniker zentrale Rollen (vgl. VA1/E3 und E5). Ab VA1/E6 tritt je-
doch Merkl allmählich in den Vordergrund der Handlung (deutlich ab VA1/E16–E18).
Zentral und vielfach anzutreffen ist ein Handlungselement, das beinhaltet, dass den
fremden Männern von der Erde im Himmel die Sympathien aller Frauen (meist „Wei-
ber“ genannt) zufallen (vgl. etwa VA1/E6 und E7): „Alle Weiber schwärmen für den
Merkl“ (VA1/E18). Dadurch entsteht ein Konflikt zwischen den Männern von der Erde
und jenen vom Himmel (vgl. etwa VA1/E7, E16, E18 und E28). Bereits in VA1/E5 entwickelt
Horváth auch die Idee der „künstliche[n] Befruchtung“, die als zentrale Erfindung des
(Fein-)Mechanikers bzw. Merkls zu einer weiteren Entzweiung zwischen Frauen und
Männern führt. Diese endet mit Merkls Arrest (vgl. etwa VA1/E16 und E17) bzw. der
„Ausweisung des Mechanikers“ (VA1/E27). In einem späteren Entwurf wird Merkl jedoch
begnadigt (vgl. etwa VA1/E31). Eine weitere Erfindung, das „ewig[e] Pendel“ bzw. das
23 Vgl. dazu die Ausführungen zu VA2 im Folgenden.
24 Vgl. ebd.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik