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Konzeption 1
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Das vorliegende Stammbuch stellt eine Besonderheit im Nachlass Horváths dar. Es
wurde offensichtlich nachträglich noch einmal bearbeitet, denn es finden sich darin
zwei unterschiedliche Papiersorten. Die eine Papiersorte ist gelber und dicker, die an-
dere ist weißer und dünner. Die entsprechenden Blätter des weißen Papiers wurden
offensichtlich nachträglich in das Stammbuch, dessen gelbe Blätter A1 bilden, ein-
gearbeitet (A2). Anhand des Papierwechsels und der Paginae lässt sich dieser Vorgang
deutlich verfolgen. Bemerkenswerterweise wurde für die neu eingefügten Teile (S.5,
6, 9–14, 14a, 14b, 14c, 14d, 24, 25, 26 und 26a) auch eine andere Orthografie ver-
wendet, nämlich „ss“ statt „ß“, wie es sich in den ursprünglichen Teilen findet. Die
Orthografie der ergänzten Teile entspricht dabei eher jener, die Horváth in den Ty-
poskripten verwendet. Möglicherweise wurden die entsprechenden Blätter erst im
Zuge der Uraufführung 1937 in das Stammbuch eingeklebt. In den neu hinzugefüg-
ten Blättern finden sich auch handschriftliche Korrekturen mit blauer Tinte, die ein-
deutig von Horváths Hand stammen, während die ursprünglichen Blätter keine Kor-
rekturen des Autors enthalten. Die Korrekturen Horváths werden in der Konstitution
von TS7/A2 berücksichtigt. Insgesamt weist das Stammbuch eine sehr uneinheitliche
Rechtschreibung auf, die aber nur in Einzelfällen emendiert wurde, nämlich dort, wo
es sich um eindeutige Rechtschreibfehler handelte. Die Zahl der Bindestriche und die
uneinheitliche Schreibung von „habens“ wurden vereinheitlicht, Apostrophe gene-
rell weggelassen (vgl. die Anmerkungen im kritischen Apparat von TS7/A2).
Die sonstigen handschriftlichen Eintragungen im vorliegenden Stammbuch des
Neuen Bühnenverlags stammen – mit Ausnahme jener in blauer Tinte – mit Sicher-
heit von der Regie bzw. Dramaturgie der Uraufführung des Stückes und werden in der
Transkription von TS7/A2 nicht wiedergegeben. Besonders hingewiesen sei dabei auf
Markierungen mit rotem und blauem Buntstift sowie Bleistift auf einigen Seiten des
Stammbuchs, die anzeigen, an welchen Stellen die mit K2/TS1-TS6 für die Urauffüh-
rung neu ausgearbeiteten Szenen bei der Inszenierung eingefügt werden sollen (vgl.
auch die Kommentare dort). Die Uraufführung in einer Bearbeitung und mit Gesangs-
texten Philipp von Zeskas fand am 5.Dezember 1937 an der Freien Bühne in der Ko-
mödie in Wien statt (Musik: J. C. Knaflitsch). Regie führte Peter Michael. Die Schau-
spielernamen, die dem Figurenverzeichnis handschriftlich beigefügt wurden,
entsprechen den Schauspielern, die an der Uraufführung mitwirkten: Jane Maria Tal-
mar (Luise), Egon Sala (Lauterbach), Eduard Loibner (Petrus), Peter Preses (Teufel),
Max Wittmann (Vizeteufel), Kurt Labatt (Intendant), Paula Janower (Frau Steintha-
ler), Hugo Döblin (Autogrammjäger) und Hugo Riedl (Herr Steinthaler) (vgl. KW 7,
S. 446 und TS7/A2/SB Bühnenverlag 1934, o. Pag. (S. 5)).
Das Stammbuch vonHimmelwärts wurde beim gleichgeschalteten Neuen Bühnen-
verlag vervielfältigt, was der Tatsache geschuldet ist, dass Horváth seit dem 19.April
1934 bei diesem Verlag unter Vertrag stand. Der Autor hatte 1934 auch einen Antrag
auf Aufnahme in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller (RDS) gestellt, dem am
11. Juli 1934 stattgegeben wurde, sodass er nominell bis zum 24. Februar 1937 der
Reichsschrifttumskammer angehörte. Erst dann wurde er, wegen nichtentrichteter
Mitgliedsbeiträge, von deren Mitgliederliste gestrichen (vgl. WA 6, S. 11f. und das
Vorwort zu diesem Band, S. 6). Horváths Bühnenpräsenz war spätestens seit der
Machtergreifung Hitlers gefährdet. Bereits geplante Inszenierungen vonGlaube Liebe
Hoffnung, Eine Unbekannte aus der Seine und Himmelwärts wurden auf Druck der
deutschnationalen Presse (Völkischer Beobachter, Der Deutsche; vgl. das Vorwort in
diesem Band) und aufgrund von Weisungen höchster nationalsozialistischer Ent-
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik