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Blitz | B 347
1941 befindet sie sich in der Haftanstalt Innsbruck in Untersuchungshaft. Der Oberreichs-
anwalt beim Volksgerichtshof in Berlin klagt sie am 6. Dezember 1941 wegen „Vorbereitung
zum Hochverrat“ an. C. B. wird am 20. März 1942 zu acht Jahren Zuchthaus und Verlust der
bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Das Gericht stellt ihre „gehässige Einstellung gegenüber
dem Nationalsozialismus“ fest und sieht keine Milderungsgründe, zumal die „Vorbereitung
zum Hochverrat“ in Kriegszeiten begangen wurde und ihr Brief im „feindlichen Ausland als
Propagandamaterial“ verwendet werden könnte.
L.: Dokumentationsarchiv 1984 Karin Nusko
Blitz Malvine, Malva, geb. Adler; Immobilienbesitzerin und Kunstsammlerin
Geb. Wien, 17. 11. 1875
Gest. Wien, 25. 10. 1941
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Philipp Adler (1831–1906); Mutter: Regine, geb.
Mandl (1839 –1906), Schwester des Gründers der Hirtenberger Patronenfabrik; elf Ge-
schwister.
LebenspartnerInnen, Kinder: Am 29. Juni 1902 in Baden Heirat mit Hugo Blitz (1875–
1955), Immobilienbesitzer, Sohn von Maximilian Blitz und Marie Eisenschitz; Kinder: Dr.
Wilhelm Blitz (1903 –1987), Staats- und Wirtschaftswissenschafter; Felix (* 1910).
Laufbahn: Die jüdische Familie Blitz war sehr wohlhabend. Die umfangreiche Kunst- und
Antiquitätensammlung umfasste eine große Anzahl von Gemälden, u. a. Schuch, Höfer, Pet-
tenkofen sowie Kokoschka, zudem eine Sammlung von Bronzen, Porzellan, diversen Kunst-
gegenständen und Kunsthandwerk wie Möbeln und Uhren. Die Familie besaß außerdem
zwei Mietshäuser in Wien sowie eine Villa in Baden und wohnte am Dr.-Karl-Lueger-Ring
8 (heute: Universitätsring) in der Innenstadt, direkt gegenüber der Wiener Universität. Nach
dem „Anschluss“ 1938 wurde das Familienvermögen beschlagnahmt: Die M. B. gehörende
Villa mit Garten in Baden bei Wien wurde im November 1938 zwangsweise veräußert, eine
weitere Liegenschaft in Wien I., Elisabethstraße 22, folgte im Dezember 1940. Das Haus in
Wien I., Rathausstraße 19, wurde im Jänner 1941 an das Deutsche Reich (Wissenschafts-
verwaltung) verkauft und für Zwecke der Universität Wien adaptiert. M. B.s Ehemann ge-
lang noch 1938 die Flucht aus Österreich, ihr Sohn Wilhelm wurde jedoch inhaftiert. M. B.
gelang die Flucht nicht, sie blieb in Österreich zurück. An ihrer letzten Wohnadresse, der
Pension „Atlanta“ in Wien IX, Währinger Straße 33, wo sie vorübergehend Schutz gefunden
hatte, beging M. B. Suizid durch Erhängen. Sie wurde im Grab ihrer Eltern am Wiener Zen-
tralfriedhof, Tor 1, beigesetzt. Die Verlassenschaft nach M. B. sowie der entstandene Erban-
spruch ihrer Söhne bzw. ihres Enkels wurden zugunsten des Deutschen Reiches für verfallen
erklärt. 1956 erfolgte die Rückstellung des Hauses in der Reichsratstraße im Vergleichsver-
fahren und nur unter der Bedingung der Rückzahlung des seinerzeitigen Verkaufserlöses von
rund 317.000 Reichsmark an die Republik Österreich als Rechtsnachfolgerin des Deutschen
Reiches. Dieser Betrag sei 1941 zur Gänze zur Zahlung von „Reichsfluchtsteuer“ und „Ju-
denvermögensabgaben“ aufgewendet worden und wäre deshalb, so die Finanzprokuratur, als
M. B. zugute gekommen zu bewerten (Lillie, S. 189f.). Nach dem Ende des Zweiten Welt-
krieges kehrte Hugo Blitz nach Wien zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika