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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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K | Kaus1606 weibliche Identität und neue Lebensmodelle jenseits der traditionellen Rolle aufzuzeigen und abzubilden. Dabei griff sie gerne auf die scharf kontrastierende Gegenüberstellung von traditionellem und neuem Frauenbild zurück, gleichzeitig entwarf sie aber eine Fülle von keineswegs stereotypen, sondern differenziert gezeichneten Frauenfiguren zwischen diesen Polen und hinterfragte tradierte wie propagierte und postulierte Frauenleit- und Klischeebilder. K.s Engagement ging jedoch weit über das literarische hinaus: 1924 grün- dete sie im Zuge ihrer Frauenzeitschrift „Die Mutter“ eine Beratungsstelle für Frauen der unteren Gesellschaftsschichten. Gesellschaftspolitische Zeichen setzte sie auch mit ihrer Unterschrift in wichtigen Resolu- tionen, zudem war sie Mitglied mehrerer Schriftstellervereinigungen und -organisationen: P.E.N.-Club, Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS), „Liga für das geistige Öster- reich“ („Ligue de l’Autriche vivante“), Author’s league of America. Bevor K. als „verbrannte“ und „indizierte“ Autorin ihres Lebens-, Wirkens-, Sprach- und Kulturraumes beraubt wurde, war sie nicht nur eine erfolgreiche Schriftstellerin: Sie war eine anerkannte Persönlichkeit und geistige Autorität. Sie wurde stetig zu sozialen und kulturel- len Problemen der Zeit öffentlich befragt und galt bereits vor Beginn der zwanziger Jahre als eine der geistreichsten Frauen Wiens, die in ihrem Denken der eigenen Zeit weit voraus war. Die vielseitige Schriftstellerin profilierte sich als Publizistin und Autorin, Prosaistin und Dramatikerin. Sie war bei einem breiten (Großstadt-)Publikum populär und wurde von Freunden, Kollegen und anderen Persönlichkeiten der Öffentlichkeit geschätzt, im (män- nerdominierten) Literaturbetrieb war sie etabliert, anerkannt und respektiert. Der Bekanntheitsgrad der Autorin in der Zwischenkriegszeit war groß, die Erfolgs- und Bestsellerautorin genoss hohes Ansehen im In- und im Ausland, vor allem in Frankreich, England und den USA. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und erschienen allesamt in durchwegs renommierten Verlagen. Zur Zeit von Ständestaat und Nationalsozialismus konnte K. über den Wiener Georg Mar- ton Verlag und den Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange weiterarbeiten und weiter- hin veröffentlichen. Im März 1938 gelang ihr, am Tag des „Anschlusses“, gerade noch die Flucht ins Ausland. Nach eineinhalb Jahren im Pariser Exil musste sie im September 1939 Europa endgültig verlassen. Über New York gelangte sie nach Los Angeles, wo die deut- sche Emigrantenkolonie in Südkalifornien ihr neues Zuhause wurde. K. konnte sich in der Filmindustrie Hollywood als Drehbuchautorin etablieren und somit weiterhin vom Schrei- ben, wenngleich in einem anderen Metier und unter völlig anderen Voraussetzungen und Arbeitsbedingungen, leben, was nur wenigen Autoren aus Europa gelang. Dennoch kämpfte sie stets um die berufliche und kulturelle Identität. Und obwohl sie zwar die berufliche, nicht aber die soziokulturelle Assimilation in der amerikanischen Gesellschaft vollzog, blieb sie bis zu ihrem Lebensende in den USA, wo sie im Alter von 92 Jahren in einem Pflegeheim in Santa Monica starb. Rezeption/Forschung: Dass die über Jahrzehnte im In- und Ausland so erfolgreiche Schrift- stellerin und geschätzte Persönlichkeit des literarischen Lebens in ihrer Heimat sukzessive in Vergessenheit geriet und heute nach wie vor einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt ist, liegt zum einen in der Vernichtungspolitik des „Dritten Reiches“ und der Verdrängungspo- litik der Zweiten Republik begründet. Zum anderen zeichnet dafür aber auch der Umstand
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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