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Kraus1794
von Ravensbrück sie zurück ins Konzentrationslager bringen. F. K. dokumentiert 1956 in ih-
ren Erinnerungen, dass es schließlich doch anders gekommen ist: „Ich wurde ihr vorgeführt
und es entspann sich folgender Wortwechsel: ‚Ich soll sie ins Lager zurück bringen. Haben
sie eine Fahrkarte?’ ‚Nein, antwortete ich. ‚Wo soll ich als Häftling ohne Geld eine Fahrkarte
hernehmen?’ Dann fragte sie:‚Haben sie Dokumente?’ Und wieder musste ich verneinen.
‚Nun dann kann ich sie nicht mitnehmen’, antwortete die Aufseherin. ‚Lassen Sie es sich gut
gehen, ich will Weihnachten bei meinen Verwandten in Frankfurt verbringen.’ – Und weg
war sie. Groß war unsere Freude, dass ich nicht abgeführt wurde, denn dies hätte meinen
Tod bedeutet.“ Das SS-Lebensbornheim wird schließlich bombardiert. Aber keine von den
Zeuginnen Jehovas kommt dabei ums Leben. F. K. wird am 2. Mai 1945 in Steinhöring
befreit und kehrt nach Berndorf zurück. Ihr Mann überlebt ebenfalls insgesamt fünf Jahre
Zuchthaus und Konzentrationslager, nämlich Rodgau-Dieburg, Dachau, Buchenwald und
Mittelbau-Dora. Nach dem Krieg lebt das Ehepaar wieder in Berndorf, Harlesstraße 32.
Trotz körperlicher Schwäche und Krankheit, sie wiegt nur 37 kg, ist sie nach wie vor in ihrer
geistigen Einstellung ungebrochen und überzeugte Zeugin Jehovas. Am 9. Mai 1949 wird
F. K. als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt und bekommt die Amtsbescheinigung
ausgestellt. 1962 erfolgt ihre Rehabilitierung. Sie stirbt am 22. August 1963 an Eierstock-
krebs. Ihr Mann bleibt bis zu seinem Tod im Jahr 1991 alleinstehend.
Qu.: DÖW 20100/6256, DÖW 1545, 5733d, Archiv Ravensbrück, Erkennungsdienstliche
Kartei der Gestapo Wien, Jehovas Zeugen Österreich/Geschichtsarchiv: Erinnerungsbe-
richt von F. K. aus dem Jahr 1956; Opferfürsorgedokumente.
L.: Dokumentationsarchiv 1987a Heidi Gsell
Kraus Anni, geb. Schumlitz; Lyrikerin
Geb. Mutters, Tirol, 2. 4. 1897
Gest. Innsbruck, Tirol, 7. 5. 1986
Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus ärmlichen Verhältnissen, kam nach dem Tod
ihrer Mutter als Neunjährige mit vier Geschwistern zu ihrer Großmutter.
Ausbildungen: Musste vorzeitig die Schule verlassen, um zum Unterhalt der Familie beizutra
gen.
Laufbahn: Seit 1922 veröffentlichte A. K. Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitungen. Die ers-
ten Mundartarbeiten folgten erst 1936, das erste Buch 1950. Die Autorin hat neben Prosa über
1.000 Gedichte verfasst und zählt zu den bekanntesten heimischen DichterInnen. Sie gilt als
Wegbereiterin für die Anerkennung der Mundartdichtung als selbständige Literaturgattung.
Ausz., Mitglsch.: A. K. gehörte dem „Turmbund“, einer Gesellschaft für Literatur und Kunst,
an und ist Trägerin des Ehrenringes der Stadt Innsbruck (1973); ihr Grab befindet sich am
Innsbrucker Westfriedhof.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Hoamelen tuats“ (1950), „Wegaus und Wegein“ (1957), „Hoamelentuats durchs ganze
Jahr“ (1961), „Grallen“ (1962), „Wenn die Berg streitn“ (1963), „Lauter kloans Zuig“ (1964),
„Kieselsteine (1967), „Perligg Perlagg“ (1968), „So um dö Zeit“ (1972)
L.: Frauen in Innsbruck, Köfler 1986, Lubomirski 1977, http://www.innsbruck.at/ … /Frauen-
lexikon/
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika