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Mannlicher | M 2095
Wied). Mitarbeit „Österr. Tagebuch“. In ihrem Roman „Die dunklen Jahre“, der autobiogra-
fische Details ihrer Flucht nach Jugoslawien enthält und von der verzweifelten Einsamkeit
des Exils spricht, setzt sich M. F. auch kritisch mit den Ursachen und der Vorgeschichte des
„Anschlusses“ auseinander. Die gewaltsame Unterdrückung der Sozialisten durch den Austro-
faschismus tritt gegenüber der Bedrohung durch Hitler in den Hintergrund. Desillusionierung,
Passivität und Anpassungsfähigkeit kennzeichnen die Österreicher, die eine verantwortliche
Mitschuld an dem nationalsozialistischen Einbruch tragen. Davon nimmt sie auch die sozia-
listische Bewegung nicht aus. 1955 Gedichte in der Anthologie „Dein Herz ist deine Heimat“.
Qu.: Tagblattarchiv/Personenmappe.
W.: „Die dunklen Jahre. Roman“ (1948), „Lesen
– aber was?“ (1954)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, McVeight 1988, Seeber-Weyrer o. J., AZ 7. 2. 1956
Mannlicher Edith; Bibliothekarin
Geb. Krems a.d. D., NÖ, 22. 6. 1908
Gest. Oberalm, Sbg., 4. 12. 2008
Herkunft, Verwandtschaften: E. M. entstammte einer großbürgerlichen Familie, die in
Böhmen bis 1525 zurückzuverfolgen ist und aus der überwiegend Beamte und Militäran-
gehörige im Dienste der österreichischen Monarchie hervorgingen. Ferdinand Ritter von
Mannlicher (1848 –1904), der Erfinder des Mannlicher-Gewehres, war E. M.s Urgroßonkel;
ihr Vater, der namhafte Jurist Dr. Egbert Mannlicher (1882–1973), war maßgeblich an der
Ausarbeitung der Verwaltungsverfahrensgesetze (1925) sowie gemeinsam mit Hans Kelsen
an der Ausarbeitung (1920) und den Novellierungen (1925 und 1929) der Österreichischen
Bundesverfassung beteiligt und wurde 1930 als Senatspräsident an den Verwaltungsge-
richtshof berufen, 1934 jedoch seiner großdeutsch-nationalen Gesinnung wegen vorzeitig
in den Ruhestand versetzt. Von den Nationalsozialisten wurde er 1938 rehabilitiert und in
leitende Positionen berufen. Nach seiner Amtsenthebung 1945, seiner Internierung (1946–
1947) und der Einstellung der Voruntersuchung 1948 war er bis 1971 als Rechtsanwalt in
Salzburg tätig.
Großbürgerlichem Milieu entstammte auch die Mutter Hermine Mannlicher, geb. von
Vallner. E. M. und ihre jüngere Schwester Trude wuchsen als „höhere Töchter“ behütet und
unbeschwert auf.
LebenspartnerInnen, Kinder: E. M. schloss in den Nachkriegsjahren eine Partnerschaft,
blieb aber unverheiratet und kinderlos.
Ausbildungen: E. M. besuchte in Wien die fünfklassige Volksschule, anschließend zwei Jah-
re die Bürgerschule in Döbling und wurde nach Ablegung einer Aufnahmsprüfung in die
dritte Klasse des Wiedner Mädchen-Reformgymnasiums des christlichen Vereins zur För-
derung der Frauenbildung aufgenommen, wo sie am 30. 6. 1927 die Reifeprüfung mit Aus-
zeichnung ablegte. Dann absolvierte sie – ebenso wie ihre Schwester – ein Studium an der
Universität Wien, und zwar in den Fächern Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte,
und promovierte am 19. 5. 1933 zum Dr. phil.
Vom 1. 10. 1933 bis 30. 9. 1934 war sie zur praktischen Ausbildung für den wissenschaftli-
chen Bibliotheksdienst an der Bibliothek im Kriegsarchiv tätig, besuchte anschließend vom
1. 10. 1934 bis 30. 4. 1935 den Ausbildungskurs für Anwärter des wissenschaftlichen Dienstes
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika