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Margarethe | M 2117
Am 13. Oktober 1246 urkundete sie erstmals in Wien und bezeichnete sich klar als legitime
Erbin (heres legitima). In Urkunden führte sie nie den Titel einer österreichischen Herzogin,
sondern nannte sich stets römische bzw. ehemalige römische Königin Romanorum (quon-
dam) regina, was ein Hinweis sein könnte, dass sich M. als Wahrerin der Interessen ihres
Sohnes verstand. Ein Indiz dafür ist auch ein Fresko in der Westempore im Stephansdom in
Wien, wo sich M. als gekrönte stehende Gestalt darstellen ließ, die der Gottesmutter ihren
knienden Sohn empfiehlt (Abb.: Lanc 1983, Abb. 7, 8, 11 und 12). Bevor Kaiser Friedrich
II. sich anschickte, den babenbergischen Ländern wieder einen eigenen Landesfürsten zu
geben, um so den zerrütteten Verhältnissen in diesen Ländern Abhilfe zu schaffen, war er in
Apulien am 13. Dezember 1250 gestorben. In seinem Testament hatte er verfügt, dass sein
Enkel, M.s Sohn Friedrich, die babenbergischen Herzogtümer Österreich und Steiermark
als Lehen von König Konrad erhalten sollte, dazu noch ein Legat von 10 000 Unzen Gold.
Friedrich war jedoch im darauffolgenden Jahr verstorben, ohne sein Erbe je angetreten zu
haben.
Die teilweise recht scharfe Konkurrenz, in die sie um den Besitz der drei Länder Österreich,
Steiermark und Krain mit ihrer Nichte Gertrud geraten war, entschied sie letztlich für sich.
Den von päpstlicher Seite 1247 ins Spiel gebrachten Ehekandidaten Graf Hermann von
Henneberg († 1290), gleichzeitig war auch ihr Keuschheitsgelübde aufgehoben worden, hat-
te sie ausgeschlagen, dem Werben des 19-jährigen Přemysliden Ottokar II. gab sie nach, der
somit seine seit 1251 vornehmlich auf Konsens der österreichischen Landherren beruhende
Herrschaft zu legitimieren trachtete. Am 11. Februar 1252 fand die Hochzeit von M. und
Ottokar in Hainburg statt. Bei ihrer Hochzeit hatte sie ihrem jungen Gemahl die Rechts-
titel (privilegia terre) ihrer Herrschaft in Österreich übergeben.
Innozenz IV. bestätigte am 6. Mai den rechtmäßigen Übergang Österreichs an M., den not-
wendigen Ehedispens wegen zu naher Verwandtschaft stellte er im Juli des darauffolgenden
Jahres nicht ohne politisches Kalkül aus, um so Ottokar auf seine Seite zu ziehen. Nun erst
führte M. in ihren Urkunden zu ihren bisherigen Titel einer Romanorum (quondam) regina
auch den einer ducissa Austrie et Stirie ac marchionissa Moravie. Ottokar urkundete in der
Folge gelegentlich mit ihrer Zustimmung (consensu uxoris suae), ein Hinweis darauf, dass
ihm die Legitimierung seiner Herrschaft mit M.s Hilfe sehr gelegen war. In diesen Kontext
gehört wohl auch die Darstellung als Stifterpaar auf der Apsismalerei „Anbetung der Hei-
ligen drei Könige“ in der Pantaleonskapelle im Karner von Mödling (Abb.: Huber 2007, 2,
111, Abb. 372, 117, Abb. 378). M.s feierlicher Einzug in Prag erfolgte am 11. Juli 1255. Der
Ehe waren jedoch weder Glück noch Dauer beschieden. Sie blieb kinderlos, und Ottokar
trug sich bald nach der Konsolidierung seiner Herrschaft mit Scheidungsplänen. Die 1256
erstmals erwähnte Absicht wurde 1261 verwirklicht, der auch die päpstliche Zustimmung
schließlich nicht versagt blieb (20. April 1262). Neben der Kinderlosigkeit waren es auch
die geistlichen Gelübde, die ins Treffen geführt wurden. Der Versuch der Legitimierung der
Söhne Ottokars mit einer Dame aus der Umgebung M.s ließ sich nicht zufriedenstellend
bewerkstelligen. Bereits eine Woche später, nachdem M. ihre Zustimmung zur Trennung
gegeben und am 18. Oktober 1261 Prag verlassen hatte, fand die Hochzeit Ottokars mit
Kunigunde von Černigov (†1285), der Enkelin König Bélas IV. von Ungarn (reg. 1235–
1270), in Preßburg statt. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie vorwiegend in der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika