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zu spüren. Bei der Vernehmung am Bezirksgericht Leoben am 12. Juni 1946 in der Straf-
sache gegen Karl Stelzl gibt sie Folgendes zu Protokoll: „Gleich bei der Verhaftung wurden
mir von Augustin einige Ohrfeigen versetzt und zwar deshalb, weil ich mich von meinen
Angehörigen noch vorher verabschieden wollte. Mir wurden damals auch Ketten angelegt
und ich wurde in diesem Zustand in das Gefangenenhaus Leoben eingeliefert. Dort wur-
de ich wiederholten Verhören unterzogen. […] Ich musste wiederholt wippen, außerdem
wurden mir zu wiederholten Male mit einem Vierkantholz gegen mein Gesäß Schläge ver-
setzt. Ich bin durch diese Vorgangsweise körperlich vollkommen herabgekommen.“ Mit
dem Sondertransport aus Graz kam Th. St. am 3. Oktober 1944 ins KZ Ravensbrück, wo
sie unter der Nummer 75098 registriert wurde. Nach rund einem Monat überstellte man
sie in das Nebenlager Zwodau und schließlich am 8. November nach Graslitz. Beide Ne-
benlager gehörten organisatorisch zum KZ Flossenbürg. In Graslitz waren die Häftlinge
in einer Munitionsfabrik eingesetzt. Unmittelbar vor dem Zusammenbruch des NS-Regi-
mes wurde Frau Th. St. mit vielen anderen Häftlingen in Richtung Karlsbad getrieben. Bei
diesem „Evakuierungsmarsch“ gelang es ihr zu flüchten. Sie kehrte am 7. Juni 1945 nach
Hieflau zurück. Nach dem Krieg ließ sich Th. St. scheiden. Sie arbeitete zunächst – unter-
brochen von vielen langen Krankenständen – als Krankenwärterin und war schließlich bei
der Bundesbahn als Schalterbeamtin am Bahnhof tätig. Doch der Verdienst reichte kaum
zum Überleben, wie sie in einem Unterstützungsgesuch an das Sozialministerium schrieb.
1950 musste sie den Dienst aus gesundheitlichen Gründen quittieren. Anders als bei vielen
anderen ehemaligen Häftlingen wurde Th. St. ein ursächlicher Zusammenhang zwischen
Gelenksrheumatismus, Myocardschaden und Neurasthenie und der KZ-Haft attestiert. Sie
wurde daher in Versehrtenstufe II (50%ige Erwerbsminderung) eingeordnet. Im Juli 1950
wurde aber von den Behörden eine Überprüfung angeordnet, da eine „Besserung des Zu-
standes mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann“. Ein halbes Jahr später
war Frau Th. St. tot. Sie starb im Alter von 40 Jahren an den Haftfolgen.
Qu.: Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Häftlingsdatenbank; DÖW: 13158e;
Landesarchiv Steiermark: Opferfürsorgeakte; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.170/51;
50.333/171.
L.: Muchitsch 1966 Brigitte Halbmayr
Stanton Greta W., geb. Wertheimer, Wertheimer-Stanton; Sportlerin, Sozialarbeiterin und
Pädagogin
Geb. Wien, 9. 4. 1919
Gest. Skillman, New Jersey, USA, 18. 5. 2011
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Richard Wertheimer; Mutter: Klara Deutsch.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1963 Heirat mit Herbert G. Stanton (gest. 1987); adoptierte
dessen Kinder Andrew und Priscilla.
Ausbildungen: 1938 Lehramtsprüfung in Wien. Besuchte 1943 bis 1945 das Hunter College
in New York, 1946 erhält sie das „Master’s Degree in Social Work“ der Columbia University.
1975/76 bildet sie sich als Familientherapeutin aus.
Laufbahn: G. St. wuchs in einer gutsituierten, bürgerlichen, jüdischen Familie auf und war
ab ihrem 12. Lebensjahr im Schwimmklub „HAKOAH“ aktiv. 2004 ist sie eine der sieben
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika