Seite - 12 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Tschechenklub der Professoren, dessen Mitglieder sich nicht nur durch
den Jargon kenntlich machten!
Was der siegreiche Absolutismus in den Jahren 1849 t)is 1859
niedergedrückt hatte, lebte langsam wieder auf, da er sich auf den
italienischen Schlachtfeldern inferior erwiesen hatte. Nach ,,66" kam
dann die neue Ära zum Durchbruch mit ihren freiheitlichen Er-
rungenschaften, doch auch mit ihrer nationalen Misere.
Neun Jahre alt, kam ich aufs Gymnasium. Es erfreute sich eines
guten Rufes, doch handhabte man die Schuldisziplin höllisch streng.
Jetzt hieß es dazusehen, denn die Disziplin wechselte zwischen Haus
und Schule nur so auf und ab. Das hinderte mich aber nicht, daß
ich mich im selben Jahre zum ersten Male verliebte. Rosa— so
hieß die Auserwählte, Tochter eines Jugendgenossen meines Vaters—
erwiderte meine Neigung, was sich dadurch sichtlich kundtat, daß
sie mich vom Sandhügel, auf dem wir spielten, herunterstieß. Die
Arme raffte dann der Scharlach dahin. Mein erstes Gedicht galt der
Entschlafenen. ,,Rot" reimte sich da auf ,,tot".
Der Studiengang am Gymnasium war korrekt, doch wenig an-
regend. Am besten tat man, wenn man gut memorierte. Im Geiste
der Zeit nahmen Religionsunterricht und religiöse Übungen einen
breitenRaum ein. Vor dem Unterrichte gab's täglich einen Kirchen-
gang, und alle Vierteljahr wurden wir zur Beichte und Kommunion
geführt. Überglücklich m^achten uns die öffentlichen Bittprozessionen,
die im Frühjahr stattfanden und wie Maiausflüge empfunden woirden.
Unmittelbarnach 1859 ^'^^ '^^^Luftmit Pulverdampfgeschwängert.
Man ahnte die Konflikte, die noch kommen würden, den staatlichen,
nationalen und sozialen Gärzustand, ausdem sichKämpfeund Kriege
entwickeln müßten. Von derlei philosophischen Theoremen war ich
damals allerdings noch vollkommen frei, doch meine kriegerischen
und militärischen Neigungen, das Grundmotiv meiner Gedanken und
Wünsche, wurden hierdurch doch unterstützt.
Besondere Verehrung fühlte ich für Professor Urban, unsern Ge-
schichts- und Geographieprofessor. Zu meiner Freude und Befrie-
digung war er sehr genau. Er ließ uns z. B. die ,,schiefe Schlacht-
ordnung" des Epaminondas bei Leuktra und Mantinea und die
,,Zangenschlachtordnung" Hannibals bei Cannae zeichnen. Und
siehe, 50 Jahre später fußte mein Manöversieg bei Tabor auf den
Prinzipien der schiefenSchlachtordnung, und derKomaroverSchlacht-
plan war auf der Zangenform— heute nennt man's doppelte Um-
fassung— aufgebaut.
Meine militärischen Aspirationen fanden einen Bundesgenossen.
Ein schlesisch-ständischer Stiftungsplatz wurde frei ! Die ganze Ver-
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918