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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Tschechenklub der Professoren, dessen Mitglieder sich nicht nur durch den Jargon kenntlich machten! Was der siegreiche Absolutismus in den Jahren 1849 t)is 1859 niedergedrückt hatte, lebte langsam wieder auf, da er sich auf den italienischen Schlachtfeldern inferior erwiesen hatte. Nach ,,66" kam dann die neue Ära zum Durchbruch mit ihren freiheitlichen Er- rungenschaften, doch auch mit ihrer nationalen Misere. Neun Jahre alt, kam ich aufs Gymnasium. Es erfreute sich eines guten Rufes, doch handhabte man die Schuldisziplin höllisch streng. Jetzt hieß es dazusehen, denn die Disziplin wechselte zwischen Haus und Schule nur so auf und ab. Das hinderte mich aber nicht, daß ich mich im selben Jahre zum ersten Male verliebte. Rosa— so hieß die Auserwählte, Tochter eines Jugendgenossen meines Vaters— erwiderte meine Neigung, was sich dadurch sichtlich kundtat, daß sie mich vom Sandhügel, auf dem wir spielten, herunterstieß. Die Arme raffte dann der Scharlach dahin. Mein erstes Gedicht galt der Entschlafenen. ,,Rot" reimte sich da auf ,,tot". Der Studiengang am Gymnasium war korrekt, doch wenig an- regend. Am besten tat man, wenn man gut memorierte. Im Geiste der Zeit nahmen Religionsunterricht und religiöse Übungen einen breitenRaum ein. Vor dem Unterrichte gab's täglich einen Kirchen- gang, und alle Vierteljahr wurden wir zur Beichte und Kommunion geführt. Überglücklich m^achten uns die öffentlichen Bittprozessionen, die im Frühjahr stattfanden und wie Maiausflüge empfunden woirden. Unmittelbarnach 1859 ^'^^ '^^^Luftmit Pulverdampfgeschwängert. Man ahnte die Konflikte, die noch kommen würden, den staatlichen, nationalen und sozialen Gärzustand, ausdem sichKämpfeund Kriege entwickeln müßten. Von derlei philosophischen Theoremen war ich damals allerdings noch vollkommen frei, doch meine kriegerischen und militärischen Neigungen, das Grundmotiv meiner Gedanken und Wünsche, wurden hierdurch doch unterstützt. Besondere Verehrung fühlte ich für Professor Urban, unsern Ge- schichts- und Geographieprofessor. Zu meiner Freude und Befrie- digung war er sehr genau. Er ließ uns z. B. die ,,schiefe Schlacht- ordnung" des Epaminondas bei Leuktra und Mantinea und die ,,Zangenschlachtordnung" Hannibals bei Cannae zeichnen. Und siehe, 50 Jahre später fußte mein Manöversieg bei Tabor auf den Prinzipien der schiefenSchlachtordnung, und derKomaroverSchlacht- plan war auf der Zangenform— heute nennt man's doppelte Um- fassung— aufgebaut. Meine militärischen Aspirationen fanden einen Bundesgenossen. Ein schlesisch-ständischer Stiftungsplatz wurde frei ! Die ganze Ver- 12
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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