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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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disziplin dieFeder führen. JedeFaser vibrierte in uns, alsdieBatterie vor dem Hause alarmiert wurde und unter Gesang und Gejohl der Bedienungskanoniere aufs Gefechtsfeld fuhr. — Da— ein starker Windhauch ließ einenKanonenschlag besonders deutlichvernehmen— und wie vom elektrischen Schlage berührt, sprangen wir auf. Aller Rufe der Offiziere und Unteroffiziere nicht achtend, stürmten wir den Schloßberg hinan, um zu sehen, und dunkel schwebte uns der unsinnige Gedanke vor, auch mitzutun, wir, die waffenlosen Knaben! Oben angelangt, sahen wir nur Kanonenblitze und Rauchlinien, da das am gegenübergelegenen Donauufer befindliche Gefechtsfeld von unserem Standpunkt 12 Kilometer entfernt war. Doch unsere Phan- tasie ließ uns Infanteriekolonnen und Reiterattacken schauen, und jeder erblickte etwas ganzBesonderes und überbot seinen Nachbarn, Der Kommandant machte gute Miene zum unerwünschten Spiel, fand sich bei uns ein und beobachtete mit einem Fernrohr die teil- weise imaginären Gefechtsszenen. Die Mittagsglocke brachte uns in die Säle zurück, und da wirvom ,,Abblasen des Gefechtes" keine Kenntnis hatten, arbeitete unsere Phantasie weiter, bis die vom Gefechtsfeld rückkehrende Batterie die Kunde brachte, daß Gefecht und Krieg beendet seien! Dieses kriegerische Intermezzo wurde durch die Urlaubsfahrt be- endet, die quer durch Landstriche ging, die vom Feinde noch be- setzt waren. Preußische Wachtposten auf allen Bahnhöfen und Ob- jekten. Als ich dann, 48 Jahre später, als Armeekommandant nach Galizien fuhr und die durch unsere Landsturmtruppen bewachten Bahnlinien sah, kamen mir die Bilder von einst in lebhafte Erinne- rung. Nur mußten wir in diesem Falle auch an die Einwirkung feindlicher Flieger denken, wasAnno 1866 nicht einmal dem kühnsten Schwärmer in den Sinn gekommen wäre. Der Prager Friede^) wurde zum Abschluß gebracht, und seine Be- dingungenwurden inden breitenSchichtensehrgünstigaufgenommen, 1) Meiner Ansicht nach bedeutete der Prager Friede den Gipfelpunkt Bis- marckischer Staatskunst. Seine Selbstbeschränkvuig während der Nikolsburger Verhandlimgen, der Titanenkampf, den er dabei gegen alle anderen chauvi- nistischenReichspotenzensiegreich führte—mitdemeinzigenZweck, Österreich zu schonen und zu erhalten,um es später für gemeinsameZiele zu gewinnen— , ist wohl die vmübertreffliche Quintessenz diplomatischer Emsicht und Kirnst. Nur die poUtische Kraft der Deutschen in Österreich mid Ungarn sowie den Willen, diese Kraft zu gebrauchen, hatte er vielleicht überschätzt vmd das zentrifugale Bestreben aller anderer Nationen imterschätzt. Der Staatsmann wurde eben nie geboren, der die inneren Kräfte der Monarchie in ihren dis- paraten, bald schaffenden, bald zerstörenden, einander nivellierenden, oft ganz unverständhchen Bestrebvmgen voll erfassen, geschweige denn nach einem einheitüchen Ziel zu dirigieren verstanden hätte. 21
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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