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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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ich hatte das leidenschaftliche Bestreben, mich zu einem guten; wennmöglichhervorragendenFührer auszubilden. Diemathematische Unfehlbarkeit militärischer Bücherweisheit hielt ich hoch, und erst viel später haben mich Leben und Praxis gelehrt, daß auch diese Weisheit anders zu werten sei. Aus einem begeisterten Anhänger der Franzosen war ich allmählich ein solcher der Preußen geworden. Ich hatte zwar meine politische Anschauung nicht gewechselt, doch meinem lebhaft entwickelten junkerlichen Empfinden hätte es widersprochen, ein wohlorgani- siertes, von Berufssoldaten geführtes Heer durch Milizen mit improvi- siertenFührern geschlagen zu sehen. DiesesSchauspiel erlebte damals dieWelt auch nicht, denn die ehernen ständigen Bataillone warfen die — wenngleich begeisterten und wohlbewaffneten— doch losen Volks- massen nieder. Auch in dieser Richtung modifizierten sich meine An- sichten mit der Zeit, namentlich durch die Ereignisse desWeltkrieges. Ich gedenke der großen Leichenfeier des Feldmarschalls Heß^). Zu Ostern 1871 war es, als der alte Marschall und Waffengefährte Radetzkys zu Grabe getragen wurde. Feldmarschall Erzherzog Al- brecht kommandierte den Kondukt. Ich sehe noch die weißen Linien der Infanterie am Paradeplatz, dort wo jetzt Rathaus und Univer- sität stehen, höre die Ehrensalven erdröhnen! Genau ein Jahr früher, auch zu Ostern, trug man unter ähnlichem Gepränge den Sieger von Lissa, Admiral Tegetthoff, zu Grabe. In beiden Fällen sah ich damals nur ein großartiges militärisches Schau- spiel. Das Bedauern über den vorzeitigen Heimgang dieser beiden bedeutenden Männer, zumal Tegetthoffs, ging nur so nebenher. Erst viel später erfaßte ich das Scheiden dieser zwei Heroen, deren volle Entfaltung man nicht zugelassen hatte. « Namentlich das Talent des in relativ jimgen Jahren von dannen gezogenen Admirals ließ man bewußt brach liegen. Allerdings wurde die Nachwelt gerade ihm in überraschend kurzer Zeit gerecht. Da ich von meiner kavalleristischen Schwärmerei nicht lassen wollte, wandte sich mein Vater kurzerhand an den Kriegsminister, 1) Feldiuarschall Heß, der im hohen Alter starb, war in den Jahren nach 1849 Chef des Generalquartienneisterstabes. Er war vielfachen Hemmnissen ausgesetzt, die er nicht zu überwinden vermochte. Hierdurch unterbüeb die vonihm geplanteAusbildxmg derFührer, und der geisttötendeGamaschendienst herrschte nach wie vor weiter. Selbst im zweiten Teil des Feldzuges 1859, als Heß Generalstabschef des persönhch befehhgenden Kaisers war, konnte er seine Tätigkeit nicht frei entfalten, da der allmächtige Generaladjutant Graf Grünne das erste Wort auch in operativer Hinsicht zu sprechen hatte. Heß war eine zu weiche Natur,um diese ebenso ungerechte als zweckwidrige Bevor- mimdimg abzuschütteln. Hierüber sind hochinteressante Einzelheiten in den Memoiren des FZM. Mollinary enthalten. 31
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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