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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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also germanisierenden Sinne. Und auch die deutschösterreicliische Journalistik zog die Bildung und Intelligenz des Offizierskorps herab und nannte den Sinn der Armee sklavisch. Das Offizierskorps war überdies finanziell ungünstig situiert. Die Gageregulierung vom Jahre 1870 hatte keine erhebliche Remedur gebracht, und da die Periode des, wenngleich teilweise nur fiktiven volkswirtschaftlichen Aufschwunges begonnen hatte, wurde aus dem Zudrang zur Armee bald ein Abfluß, der der Kriegsverwaltung die ernsteste vSorge bereitethaben mochte. Viele flüchteten in die einträg- liche Zivilkarriere, der Nachwuchs hörte allmählich auf, und man mußte letzten Endes sogar auf die Rekruten Jagd machen, ob sich unter ihnen nicht etwa halbwegs geeignete Individuen fänden, die sich dem Militärstande widmen wollten. Diese betrüblichen, sich in der Öffentlichkeit abspielenden Ver- hältnisse trugen wenig dazu bei, das Ansehen des Offiziers auf der Höhe zu erhalten. Das berühmte ,,zweifarbige Tuch" hatte damals seinen Zauber gänzlich eingebüßt. Die Offiziere lebten daher meistens zurückgezogen. Und da noch keine kameradschaftlichen Institutionen, keine Offiziersmessen be- standen (ein Zeichen mangelnder Organisation), gab es keinen rechten Zusammenschluß. Die renommierte österreichische Kameradschaft stand damals auf einem Tiefpunkt. Bei der großen Differenz, die die Offizierskorps untereinander und in sich selbst aufwiesen, koimte ein warmes, auf gegenseitiges Vertrauen gegründetes Gemeinschafts- leben schwer aufkommen. Die österreichische Gemütlichkeit— zum großen Teil Sorglosigkeit—, die Freude an Alltagsgenüssen, die sich bei der angeborenen und anerzogenen Bescheidenheit nur in ganz engen Grenzen bewegen durften, schufen wohl ein friedfertiges Neben- einandersein. Auch gegenseitigeHilfeleistungen— Borgen, Gutstehen — waren im Schwünge. Das berühmte österreichische Duwort gab demGanzen eine äußerlicheGemeinsamkeit und nivellierte die großen Diskrepanzen. Ein Gleichheitsbewußtsein wurde dadurch gefördert, das in erster Linie die niederen sozialen Schichten im Offizierskorps schützen sollte. Mit der zunehmenden Größe des Heeres und dessen Ausgestaltung zum Volksheer, in dem das Reserveoffizierskorps einen großen Faktor darstellte, schwand dann der Wert dieses Fer- ments und fand auch vielfache Gegnerschaft. Die fachliche und sonstige Weiterbildung des Offiziers war nicht genügend. Es gelangte wohl im Winter und Sommer je ein taktisches Thema— oft mit fraglicher Grundlage— zur Ausarbeitung, der man aber wenig Bedeutung beimaß. Ab und zukam es zu Vorträgen, deren Ende man mit ergebungsvoller Geduld abwartete. Trotzdem 36
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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